Full text: Vorlesungen über nautische Astronomie

§ 30. L an genb estimmungen im Allgemeinen. 
Die Bestimmungen der geographischen Länge eines Ortes 
beruhen im Allgemeinen auf der Beobachtung des Zeitunter 
schiedes zwischen diesem Orte und einem andern, dessen Länge 
als bekannt angenommen wird. 
Da der Anfang der Längenzählung, der s. g. erste Meri 
dian, nicht wie hei der Breitenmessung durch die Natur gegeben, 
sondern willkührlich ist, so ist noch über die Annahme des 
ersten Meridians eine Verschiedenheit zurückgeblieben. Im 
Alterthum, bei Marinus von Tyrus, Ptolemäus und den Arabern 
wurde der erste Meridian gewöhnlich durch die westlichsten der 
damals bekannten Oerter, nämlich durch die Canarischen Inseln 
(Insulae fortunatae) gelegt, jedoch ohne den eigentlichen Null 
punkt näher zu bezeichnen, uud später ist von den holländischen 
Geographen sowohl Palma, Ferro als auch Teneriffa zum Aus 
gangspunkte der Längenzählung angewandt worden. Ferner 
wurde nach der Entdeckung der Azoren auch von diesen Inseln 
aus die Länge gezählt, wozu noch kam, dass die Abweichung 
oder Missweisung der Magnetnadel für diese Gegend damals 
Null war. Die Zählung der Länge nach dem Pico von Teneriffa 
ist besonders auf den holländischen Seekarten lange gebräuchlich 
gehlieben. Auf den Vorschlag des Geographen Delisle hat man 
die s. g. Länge von Ferro genau = 20° 0' 0" westlich von der 
VIII. Kapitel. 
Längenbestimmimgen.
	        
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