Full text: Vorlesungen über nautische Astronomie

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Pariser Sternwarte festgesetzt (obgleich Ferro selbst etwas west 
licher liegt). Dasselbe ist auch von der Berliner Akademie an 
genommen worden und auf den deutschen Landkarten allgemein 
gebräuchlich geblieben. Die Seekarten haben jetzt gewöhnlich 
den von Flamsteed gewählten Meridian der Sternwarte zu Green 
wich als ersten Meridian, während noch im vorigen Jahrhundert 
(1754) auf englischen Seekarten die Länge von Greenwich — 
0° 5' östlich und die Länge von London = 0 gesetzt wurde. 
Man zählt die Länge von Greenwich nur bis 180 Graden nach 
Westen oder Osten und die Länge von Ferro bis 360 Graden 
immer östlich. 
Die ältesten astronomischen Längenbestimmungen sind' 
durch die Beobachtung von Mondfinsternissen erlangt worden. 
Hatte man an zwei Orten den Anfang oder das Ende einer 
Mondfinsterniss beobachtet, so war vermöge dieser gleichzeitig 
stattfindenden Erscheinung, woran die Parallaxe nichts ändern 
konnte, die Differenz der beiden Ortszeiten der gesuchte Län 
genunterschied. Nach der Erfindung der Fernröhre (1608) kam 
als neue, für die geographische Längenbestimmung wichtig ge 
wordene Methode, die Beobachtung der weit häufiger stattfinden 
den Verfinsterungen der Jupiterssatelliten hinzu. Gegen das 
Ende des 17ten Jahrhunderts wurde auch die Methode der viel 
genauer zu beobachtenden Sonnenfinsternisse und der Sternbe 
deckungen vom Monde für die Längenbestimmung eingeführt. 
Hierbei ist die Parallaxe zu berücksichtigen, da es sich nicht 
mehr um den Eintritt des verfinsterten Gestirns in den Schatten 
eines andern, sondern nur um eine durch den Beobachtungsort 
bedingte Stellung handelt, welche mit den beiden Gestirnen in 
gerader Linie liegen muss, um diese Art von Verfinsterung oder 
Bedeckung hervorzubringen. Eine andere Art der Längenbe 
stimmung durch den Mond besteht in der Beobachtung der 
Rectascensionsunterschiede zwischen dem Monde und benach 
barten Sternen, welche nahe dieselbe Declination haben (Sterne 
im Parallel des Mondes). *) Die Beobachtung der Rectascension 
*) Diese Methode wurde von Nicolai, Baily und Struve eingeführt. Astr.
	        
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