6
32) Solstitialpunkte heissen die von den Aequinoctial-
punkten um 90 Grade entfernten Punkte der Ekliptik,
wo die Sonne ihren Stillstand, nämlich ihre grösste nörd
liche oder südliche Declination von ungefähr 23'/2 Graden
erreicht.
Mit dem Eintritt der Sonne in die Aequinoctial - und
Solstitialpunkte entsteht der Wechsel der Jahreszeiten.
Die ungleiche Dauer der Jahreszeiten hängt von der Ex-
centricität der Erdbahn ah und von der Lage der Apsiden
linie oder grossen Axe der Erdbahn. Die Excentricität
der Erdbahn ist — '/ß0 und die Lage der Apsidenlinie
jetzt so, dass die Erde zu Anfang des Januar in die
Sonnennähe, Anfang Juli in die Sonnenferne gelangt, und
die Jahreszeiten werden folgende:
Frühling = 92 Tg. 22 St.
Sommer — 93 „ 14 ,,
Herbst — 89 „ 17 „
Winter 89 „ 1 „
so dass Frühling und Sommer zusammen fast acht Tage
länger dauern als Herbst und Winter.
33) Die Wendekreise und Polarkreise sind auch auf der
Himmelskugel Parallelkreise zum Aequator, die Wende
kreise 23 Va Grade vom Aequator, und die Polarkreise
23 '/ 2 Grade von den Polen entfernt. Der nördliche Wende
kreis wird auch der Wendekreis des Krebses (Tropicus
Cancri) und der südliche der Wendekreis des Steinbocks
(Tropicus Capricorni) genannt. Die Polarkreise heissen
der nördliche oder arktische und der südliche oder ant
arktische. In der älteren Astronomie und Geographie
wurden übrigens der arktische und antarktische Kreis die
jenigen Kreise genannt, welche parallel mit dem Aequator
durch die Nord- und Südpunkte des Horizonts gelegt
waren, von denen der erste die nicht untergehenden Sterne
(Circumpolarsterne) begrenzte, der andere die nicht auf
gehenden, sondern beständig unter dem Horizonte blei
benden Sterne.