Fünfter Teil.
Methoden der speziellen Störungsrechnung.
Bei den in den Abschnitten 6 bis 14 behandelten Methoden der ersten
Bahnbestimmung ist die störende Wirkung der großen Planeten auf die
Bewegung der gestörten Gestirne (kleine Planeten, Kometen) un
berücksichtigt geblieben. Bei kurzen Zeiträumen, wie sie bei der ersten
Bahnbestimmung vorausgesetzt sind, ist die Abweichung der gestörten
von der ungestörten Bewegung im allgemeinen so gering, daß sie un
bedenklich unbeachtet bleiben konnte. Der störenden Wirkung muß
aber Rechnung getragen werden, wenn für längere Zeiträume volle Über
einstimmung zwischen Beobachtung und Rechnung erzielt werden soll.
Die Berechnung der gestörten Bewegung kann nach zwei grundsätz
lich voneinander verschiedenen Verfahren erfolgen. Bei dem einen wer
den analytische Ausdrücke für die Störungen berechnet, aus denen man
diese ermitteln kann, indem man für die unbestimmt gelassene Zeit
oder Funktionen derselben die entsprechenden Werte einsetzt (all
gemeine Störungen). Das zweite Verfahren besteht darin, daß man von
einem Zeitpunkt ausgehend, an dem Ort und Geschwindigkeit -in der
gestörten und ungestörten Bewegung identisch sind (Oskulations-
epoche), die gestörte Bewegung in gleichmäßigen Zeitintervallen durch
numerische Integration verfolgt (spezielle Störungen).
Beide Verfahren haben ihre Vorteile und Nachteile. Nur das erste
gestattet einen Einblick in den allgemeinen Charakter der Störungen
und den Mechanismus des Sonnensystems. Der Anwendungsbereich der
Methode ist aber dadurch stark eingeschränkt, daß für die bei den
kleinen Planeten und namentlich bei den Kometen auftretenden großen
Exzentrizitäten und Neigungen bei der Auswertung der Reihenent
wicklungen ganz erhebliche Schwierigkeiten auftreten. Außerdem ver
langt die Aufstellung einer vollständigen und genauen Theorie durch Be
rechnung allgemeiner Störungen sehr großen Arbeitsaufwand. Dieser
ist erst lohnend, wenn die Bahn bereits ausreichend gesichert ist, d. h.
wenn für mindestens einen ganzen Umlauf des Gestirns völlige Überein
stimmung zwischen zahlreichen gleichmäßig auf die Bahn verteilten
Beobachtungen und der Rechnung erreicht ist.
So lange das nicht der Fall ist, verdient das Verfahren der Berech
nung der gestörten Bewegung durch numerische Integration unbedingt
den Vorzug. Es ist in gleicher Weise auf alle Formen von Bahnkurven
anwendbar, wenn man nur das Intervall genügend eng wählt, und es