Full text: Eis, ein Weltenbaustoff ([Hauptwerk])

Eigenartigkeit des Systems Erde-Mond. 
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Wirklichkeit vollständiger zu erklären, ist es nötig, der bisherigen 
noch eine neue Vorstellung hinzuzufügen, da das System Erde- 
Mond eigenartigen Charakter hat. Man stellt es sich am besten vor 
als System zweier durch eine Stange miteinander fest verbun 
dener Kugeln, welche um ihren gemeinschaftlichen Schwerpunkt 
kreisen. Dieser fällt aber nicht mit dem der Erde zusammen, 
sondern liegt ungefähr auf drei Viertel des Lrdhalbmessers 
nach dem Monde hin verschoben. Aus Figur I a geht dies deut 
lich hervor. Hier ist ein Monatsumlauf in den vier Hauptftel- 
lungen des Systems gezeichnet, wobei die jeweilige Verbindungs 
linie des Mondes zum gemeinsamen Schwerpunkt in derselben 
Strichart gehalten ist wie die zu der betreffenden Stellung ge 
hörende Erde. Man wird verstehen, wie auf der sehr exzentrisch 
gelegenen Nadirseite eine starke Schleuderwirkung eintreten muß, 
welche zur Bildung eines Nadirflutbergs führt. 
In Figur Id der Tafel VI sind die vier Hauptstellungen 
der Figur I nochmals angedeutet, jedoch mehr der Wirklichkeit 
entsprechend, indem die Erdbahn exzentrisch zur Sonne gelegt und 
das System Erde-Mond in seiner Eigenart dargestellt ist. Aus 
dieser Figur kann man folgendes ersehen: Infolge ihres ex 
zentrischen Umlaufs um die Sonne muß ihr die Erde einmal 
im Jahre näher kommen als zu allen anderen Zeiten; dies findet 
im Winter und zwar in der zweiten Dezemberhälfte statt. Tritt 
in dieser Zeit der Mond noch zwischen Erde und Sonne, so muß 
eine besonders starke Zenitflut eintreten, und da in dieser Jahres 
zeit in der Regel heftige Nordwinde wehen, so werden die ohnehin 
hohen Springflutwellen mit gesteigerter Kraft gegen die Küsten, 
besonders unsere Nord- und Gstseeküsten, getrieben werden. 
Dadurch erklären sich die sich wiederholenden Gefährdungen dieser 
Landgebiete. 
Die Redewendung: Der Mond zieht das Wasser zu sich empor, 
und das ist die Flut, ist zwar richtig, aber ungenau. Es müßte 
besser heißen: Durch die Anziehungskraft des Mondes wird die 
der Erde um einen bestimmten Betrag geschwächt; die gerade unter 
demMonde stehendenBestandteile derLrde werden dadurch leichter, 
und denn Wasser können wir das besonders beachten, da es in 
einem seiner scheinbaren Gewichtsverminderung entsprechen 
den Verhältnis an den Stellen ansteigt, an denen dies ohne
	        
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