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Entstehung der Areidegebirge.
Englands, Nordfrankreichs, Rügens, sondern auch der Alpen,
Spaniens, ja sogar Kleinasiens, der Libyschen wüste und
vieler anderer Stellen der Erde bilden konnten, ohne daß die
Erdkruste sich deshalb auch nur um einen Meter zu heben brauchte.
In den unendlich langen Zeiträumen, die dem Einfang des
Vorgängers unseres jetzigen Mondes vorausgingen, hatte der ,
Meeresboden Zeit, sich außer mit dem roten Tiefseeschlamm
auch mit einer mächtigen Lage von Kieselpanzern, Kalkschalen
und sonstigen anorganischen Resten aller möglichen Infusorien
und mit Gehäusen kleinster Lebewesen zu bedecken, die wie ein
ewiger Regen langsam aber ständig in die Tiefe hinabsanken.
Nachdem jener Mond eingefangen und nach Verlauf einer ge
wissen Zeit der Erde so nahe gekommen war, daß seine Flut
wirkungen die einer jetzigen stärksten Springflut schon weit über
stiegen, wurde auch das Meer bis in große Tiefen aufgewühlt
und dadurch das Wasser mit Bodenbestandteilen jeder Art
geschwängert. So kamen auch die Kalkschalen in Bewegung, und
da sie leichter waren als beispielsweise die dem zertrümmerten
<Vuarz und anderen Festlandgesteinen entstammenden Sand
arten, hatten sie auch ein besseres Schwimmvermögen, so daß
sie sich bei der schon beschriebenen Horizontalsortierung im Ebbe-
gebiet weiter im Inland absetzen mußten als die schweren Sande.
Kam noch ein besonders günstiger Umstand hinzu, indem sich z. B.
ein Höhenvorsprung der Strömungsrichtung in den weg stellte,
so traten Verhältnisse ein, wie wir sie bei jedem regulierten Fluß
beobachten können, hinter einer Buhne finden wir immer
ruhiges Wasser, in dem sich die feinen, vom Fluß mitgebrachten
Sinkstoffe absetzen, während das gröbere Material davor liegen
bleibt, wenn der Strom bei hohem Wasserstand mehr Geröll
und Sand mit sich führt, und das Wasser über die Buhne hin
weggeht, macht alles Material von größerer Schwebefähigkeit
den weg mit, um sich an anderen Stellen in ruhigem Wasser ab
zulagern. Diesen Vorgang ins Große übertragend, erkennen
wir, wie sich aus dem Gemenge von Material aller Art, welches
unsere Meeresflutwelle mit sich führte, unter günstigen Umständen
an geeigneter Stelle große Anhäufungen gleichartigen Stoffs von
gleicher Schwimmfähigkeit bilden konnten. Da aber die Flutberge
von Zeit zu Zeit auch Küsten benagten und von dort vegetabi