Full text: Eis, ein Weltenbaustoff ([Hauptwerk])

Autochthone Bildung der Kohle. 
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und man muß diesen Abschnitt in Hörbigers Hauptwerk oder 
bei Bölsche selbst nachlesen, wenn man die Hörbigerschen Ent 
gegnungen kennenlernen und unsere nur andeutungsweisen Aus 
führungen richtig verstehen will. 
Bölsche, welcher Anhänger der Lyellschen Lehre ist, sagt 
ungefähr folgendes: vor langen, langen Jahren herrschte bis 
in polare Breiten hinauf tropisches Klima*). )n feuchten, sumpfigen 
Moorgebieten wuchsen außer Moorpflanzen aller Art auch 
riesige Schachtelhalme und Farne in unglaublicher Üppigkeit. 
Hundertjährige waldbestände brachen zusammen, sanken in das 
Moorschlammwasser hinab und neue Vegetationen wuchsen auf 
den Resten der vergangenen wieder auf. Da begann das Land 
zu sinken, das Meer eroberte das Gebiet, und Meeresboden, 
bestehend aus Kalkschlamm, Sand u. dgl., bedeckte im langsamen 
Hinuntersinken alles, was früher dort lebte und wuchs. Die 
Schlammschicht wurde von Jahr zu Jahr stärker, und nach einem 
)ahrzehntausend oder vielleicht auch früher begann das Land, 
beeinflußt durch innere Kräfte, sich wieder zu heben; es tauchte 
aus dem Wasser auf. Line Reihe von Jahren gingen die Fluten 
noch darüber hinweg, es stieg aber doch allmählich so hoch auf, 
daß es trocken lag; nun war es nur eine Frage der Zeit, daß es 
sich unter den günstigen Bedingungen des tropischen Klimas 
wieder mit Humus bedecken und den verschiedensten Gewächsen 
Gelegenheit zur Ansiedelung geben konnte. Ls mag nach längerer 
Zeit auch von Bächen und Wasseradern durchzogen worden sein, 
so daß es versumpfte und zum Moor wurde, dann konnten auch 
die Schachtelhal7ne und ähnliche baumartige pflanzen gedeihen, 
so daß der vorige Zustand sich wieder einstellte. Nach 500 - oder 
tooojähriger Frist trat ein erneutes Sinken des Landes ein, 
*) Man glaubt nämlich an eine tropische Vegetation in hohen Breiten, 
weil sich parallel zum Polarkreise viele fossile Fundstücke von Pflanzen gezeigt 
haben, welche ohne jeden Zweifel dem heißen Klima angehört haben. Wenn 
wir aber bedenken, daß die von Meridian zu Meridian wandernden Flutberge 
ihre Wellen bis in jene Breiten trugen und dabei naturgemäß ihre mitge 
führten Schwimmstoffe dem Polarkreis parallel absetzen mußten, so ist es leicht 
erklärlich, daß auf diesem Wege auch aus den Tropen stammende pflanzen- 
reste dorthin gebracht sein werden, und wir sind keineswegs gezwungen, nach 
diesen Fundstücken etwa annehmen zu müssen, daß das Klima in diesen Breiten 
jemals viel anders gewesen sein sollte als jetzt; diese Frage scheidet hiermit 
aus unseren Erörterungen aus.
	        
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