Full text: Eis, ein Weltenbaustoff ([Hauptwerk])

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Aufrechtstehende Wurzelstöcke und Stamme. 
Die Theorie der autochthonen Entstehung der Kohlen hat 
aber ein auf den ersten Blick sehr einleuchtendes Beweismittel 
zur Hand, das sind die in den Flözen sooft vorkommenden 
Wurzelböden und die auf solchen zum Teil noch aufrecht 
stehenden Stämme. Wenn aus einem Kohlenflöz Bäume, die 
noch ihre Wurzeln haben, durch die darüberliegenden Schichten 
von Tonschiefer und andere Flöze hindurchragen, dann müssen 
sie, so sagt man, doch an dieser Stelle gewachsen sein; der ganze 
Boden könne doch unmöglich von seinem alten Standort abgelöst 
und wie eine schwimmende Znsel wer weiß wie weit durch das 
Weltmeer getrieben sein. Selbst angenommen, die Stämme 
wären durch das Wasser an einen anderen j)latz gebracht 
worden, so wären sie doch sicher liegend angekommen — 
wie sollten sie sich denn da wieder aufgerichtet haben? wenn 
es Eichen oder Buchen gewesen wären — so lautet die 
Antwort —, würden sie allerdings liegend verdriftet worden 
sein; Schachtelhalme aber, deren großer wurzelstock im Ver 
hältnis zum hohlen Stamme schwer ist, schwammen stehend 
wie eine Aräometerwage, und darin liegt des Rätsels wahr 
scheinliche Lösung. 
)n den Figuren IIo und 6 auf Tafel IX wollen wir diesen 
Lall im Zusammenhang mit dem ganzen Vorgang der Ent 
stehung einer Kohlenfundstätte untersuchen. Die linke Hälfte 
der Zeichnung stellt einige frisch angelieferte Lagen dar, die sich 
schon aussortiert haben, und von denen die unteren bereits gefroren 
sind, während sich die obere Lage noch im nassen Zustand befinden 
möge. Die unterste dunkle Schicht ist die oberste Lage der dritt 
letzten Lieferung, auf sie hat sich aus der dann folgenden Kohlen 
suppe die schwerere Masse der Sinkstoffe gelagert, während das 
leichteste pflanzliche Material auf der hauptsächlich aus Wasser be 
stehenden Mittelschicht schwimmend liegenblieb, bis alles gefroren 
war. Die Flutwellen, die das aus Sand und Kohlenbrühe bestehende 
Material heranbrachten, sind, wie wir wissen, vielhundertmal 
höher gewesen als unsere jetzigen Wellen, und wenn schon zu 
unserer Zeit eine Springflut große Schiffstrümmer weit in 
das Land hineinwerfen kann, werden solche Wellen auch im 
stande sein, der Krone und der Blätter beraubte Stämme, 
deren Wurzelstock ziemlich tief in das Wasser hinunterragt,
	        
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