Full text: Eis, ein Weltenbaustoff ([Hauptwerk])

174 
Der Destillationsprozeß. 
in die kühlsten erreichbaren Gegenden verziehen werden; die 
schweren erdwachsartigen Produkte dagegen werden in der 
Nähe des Entstehungsortes zu finden sein. Nun müssen aber 
zwei Destillationsperioden auseinandergehalten werden: Die 
erste setzte nach der Einbettung der Tierkörper irn frosterstarrten 
Zustande ein, sobald die Sedimentschichten eine solche Höhe erreicht 
hatten, daß eine Kompression der tiefen Lagen und ein Aus 
schmelzen des Eises erfolgen konnte, wodurch eine Bewegung 
dieser Schichten eingeleitet und die dabei geleistete mechanische Ar 
beit in Wärme umgewandelt wurde. Nachdem aber alles Material 
auf eine gewisse Stufe zusammengepreßt und eine Weiterbewegung 
der Massen unmöglich war, hörte auch die Neuerzeugung von 
Wärme auf, so daß der Destillationsprozeß zum Stillstand kam. 
Als aber in den späteren Stadien der Mondannäherung die seis 
mischen Erschütterungen der Erdrinde immer kräftiger wurden, 
und die Kugelgestalt der festen Erdrinde unter der Anziehung des 
Mondes sich mehr und mehr zur Liform auszog, traten, da sowohl 
die Spitze als auch der Stumpf dieses Eies mit dem Monde zu 
wandern bestrebt waren, durch die Reibung der zusammen 
brechenden und sich gegenseitig zermalmenden und pressenden 
Gebirgsbruchstücke bedeutende Wärmemengen auf. Nebenbei 
quollen auch durch die Gesteinsspalten Magma und heiße Glut 
gase aus dem Erdinnern empor, so daß alle in der Nähe solcher 
Hitzeherde befindlichen Ansammlungen der Erstlingsdestillationen 
selbstverständlich einer Nachdestillation unterworfen wurden. Die 
leichter zu verflüchtigenden Stoffe gingen hierbei vielleicht ganz 
verloren, während von den schwereren Stoffen diejenigen er 
halten blieben, welche sich in Spalten und Höhlungen sammeln 
und, nachdem infolge der Mondauflösung die Erschütterungen, 
Magmaausbrüche und die letzten Zuckungen der Erdrinde 
bei ihrem Zurückgehen in die Kugelgestalt überstanden waren, 
bei allmählicher Abkühlung wieder kondensieren konnten. So 
erklärt sich ohne jeden Zwang die Tatsache, daß oft in gerin 
geren Tiefen, in denen man die leichtesten Gle vermuten sollte, 
gerade die schwersten sich vorfinden; es find offenbar die Rest- 
bestände der Produkte, die sich schon bei der ersten Destillation 
bildeten und hier sammelten, aus denen aber bei der letzten 
Destillation die leichteren zum zweiten Male abgeschieden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.