Biblische Überlieferungen der Sintflut.
187
späteren Bearbeiter mit ihrer Wiedergabe verfolgten, oder nach
dem Grade der Glaubwürdigkeit, die sie ihren Ouellen beimaßen,
abgeändert worden sein. Ein Babylonier, der die Errettung seines
Volkes aus dem allgemeinen Untergang schildern wollte, mußte
die Befolgung eines göttlichen Winkes zur Erbauung eines wohn-
schiffes für ausführbar halten, weil er das Meer in seiner Unend
lichkeit und mit seiner Gewalt nicht kannte, während Strand
bewohner wahrscheinlich lieber das Innere des Landes und Gebirge
aufsuchten, statt sich dem Wasser auf Schiffen anzuvertrauen.
Menschen, die die Katastrophe unter den Tropen, z. B. im abes-
sinischen Hochland, erlebten, haben mehr von den zur Erde ge
langenden MondauflösungstrümmerU gesehen, als die, welche
auf Gebirgen der mittleren Breiten nur die Ausläufer der dor
tigen ssaroxismen in anderen formen kennen lernen konnten;
kurz, es gibt viele Möglichkeiten, um scheinbare Widersprüche in
den verschiedenen Darstellungen ohne jedes Opfer des Intellekts
aufklären zu können, wer kann wissen, welche Ergebnisse dem
gleiße und Forscherglück eines Delitzsch noch bevorstehen, wenn
nach Wiederkehr ruhiger politischer Zustände die mesopotamischen
Länder gründlicher als bisher an den Fundstätten uralter Über
lieferungen erforscht werden können. Bis dahin müssen wir uns
freilich auf das beschränken, was uns außer einigen babylonischen
Bruchstücken die Bibel bietet; was wir aber hier finden, wird durch
die glazialkosmogonische Betrachtung und Deutung allein schon
zu einer Ouelle großer Belehrung.
Ls heißt Moses I, 7 /^ 0 — \ 2 : „Und da die sieben Tage
vergangen waren, kam das Gewässer der Sündflut auf Erden.
Das ist der Tag, da aufbrachen alle Brunnen der großen Tiefe,
und taten sich auf die Fenster des Fimmels und kam ein Regen
auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte."
Moses l, 7 /\ 7 —2$: „Da kam die Sündflut vierzig Tage auf Er
den, und die Wasser wuchsen, und also nahm das Gewässer überhand
und wuchs so sehr aufErden, daß alle hohen Berge unter dem ganzen
Fimmel bedeckt wurden. Fünfzehn Ellen ging das Wasser über die
Berge, die bedeckt wurden. Da ging allesFleisch unter, das aufErden
kriecht, an Vögeln, an Tieren, und an allem, das sich reget aufErden,
und alle Menschen. Alles was einen lebendigen Odem hatte auf dem
Trocknen, das starb. Und das Gewässer stand aufErden (50 Tage."