Full text: Eis, ein Weltenbaustoff ([Hauptwerk])

(Einleitung. 
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er konnte weder durch Kirchenbann noch Verbrennungstod wieder 
rückgängig gemacht werden, und die Wahrheit ging ihren Sieges 
zug weiter. 
Die um ihr fortbestehen kämpfende Nebularhypothese hat 
jedenfalls noch eine große Prüfung vor sich. Je mehr Leute aus 
der Hüttentechnik und Hochofenchemie sich mit der frage beschäf 
tigen, ob es glühende Gasnebel geben kann, welche sich trotz 
der steigenden Erhitzung nicht wie andere Körper ausdehnen, 
sondern zusammenziehen müssen, und je tiefer die frage stu 
diert wird, ob die Zeichen, die uns das Spektroskop über die 
Vorgänge im Weltenraum übermittelt, nach Laboratoriums 
versuchen beurteilt werden dürfen, oder ob sie in bestimmten 
fällen anders gedeutet werden müssen, desto eher wird die Kant- 
Laplacesche Lehre im ganzen siegen oder einer andern Platz zu 
machen haben. Dann kommt vielleicht auch die Zeit, in der die 
Kenntnisse astronomischer Dinge in weitern Kreisen vorhanden 
sind und die Bemerkung: Ach, das verstehe ich ja doch nicht! sel 
tener als jetzt ausgesprochen wird. 
wie sieht es nun in der Geologie aus? Hier wird mit dem 
Sammeln von Kristallen, Lrzstufen, Gesteinen und Versteinerungen 
viel nutzbringende Liebhaberarbeit geleistet; sobald aber jemand 
sich dem Studium der Geschichte der Erdkugel, der großen geo 
logischen Bauzeiten und Umwälzungen zuwendet, wird er in den 
Strudel der sich entgegenstehenden Meinungen der plutonisten 
und Neptunisten hineingezogen. Dringt er gar bis zu der oder 
den Eiszeiten vor, so werden ihm so viele Erklärungen vorgesetzt, 
daß er große Mühe hat, sich durchzuarbeiten; am Schluß aber 
werden sie doch alle gewissermaßen als Verlegenheitshypothesen 
hingestellt, weil die Wissenschaft den wahren Grund solcher Ereig 
nisse noch nicht feststellen konnte. Die Eiszeiten aber, welche nachge 
wiesenermaßen sehrgroße Veränderungen aufderLrdoberfläche her 
vorgerufen haben, waren meteorologische Ereignisse ersten Ranges; 
deshalb sollte man annehmen, daß es Sache der Meteorologie 
wäre, den Schleier zu lüften. Denn wenn die Erde schon ein- und 
mehrere Male von solcher Katastrophe betroffen wurde, liegt doch 
der Schluß nahe, daß diese sich wiederholen kann — aber auch 
die Meteorologie versagt auf diesem Gebiete vollkommen. So 
stehen viele wissensdurstige Männer und frauen, nicht nur aus
	        
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