(Einleitung.
5
er konnte weder durch Kirchenbann noch Verbrennungstod wieder
rückgängig gemacht werden, und die Wahrheit ging ihren Sieges
zug weiter.
Die um ihr fortbestehen kämpfende Nebularhypothese hat
jedenfalls noch eine große Prüfung vor sich. Je mehr Leute aus
der Hüttentechnik und Hochofenchemie sich mit der frage beschäf
tigen, ob es glühende Gasnebel geben kann, welche sich trotz
der steigenden Erhitzung nicht wie andere Körper ausdehnen,
sondern zusammenziehen müssen, und je tiefer die frage stu
diert wird, ob die Zeichen, die uns das Spektroskop über die
Vorgänge im Weltenraum übermittelt, nach Laboratoriums
versuchen beurteilt werden dürfen, oder ob sie in bestimmten
fällen anders gedeutet werden müssen, desto eher wird die Kant-
Laplacesche Lehre im ganzen siegen oder einer andern Platz zu
machen haben. Dann kommt vielleicht auch die Zeit, in der die
Kenntnisse astronomischer Dinge in weitern Kreisen vorhanden
sind und die Bemerkung: Ach, das verstehe ich ja doch nicht! sel
tener als jetzt ausgesprochen wird.
wie sieht es nun in der Geologie aus? Hier wird mit dem
Sammeln von Kristallen, Lrzstufen, Gesteinen und Versteinerungen
viel nutzbringende Liebhaberarbeit geleistet; sobald aber jemand
sich dem Studium der Geschichte der Erdkugel, der großen geo
logischen Bauzeiten und Umwälzungen zuwendet, wird er in den
Strudel der sich entgegenstehenden Meinungen der plutonisten
und Neptunisten hineingezogen. Dringt er gar bis zu der oder
den Eiszeiten vor, so werden ihm so viele Erklärungen vorgesetzt,
daß er große Mühe hat, sich durchzuarbeiten; am Schluß aber
werden sie doch alle gewissermaßen als Verlegenheitshypothesen
hingestellt, weil die Wissenschaft den wahren Grund solcher Ereig
nisse noch nicht feststellen konnte. Die Eiszeiten aber, welche nachge
wiesenermaßen sehrgroße Veränderungen aufderLrdoberfläche her
vorgerufen haben, waren meteorologische Ereignisse ersten Ranges;
deshalb sollte man annehmen, daß es Sache der Meteorologie
wäre, den Schleier zu lüften. Denn wenn die Erde schon ein- und
mehrere Male von solcher Katastrophe betroffen wurde, liegt doch
der Schluß nahe, daß diese sich wiederholen kann — aber auch
die Meteorologie versagt auf diesem Gebiete vollkommen. So
stehen viele wissensdurstige Männer und frauen, nicht nur aus