Gerader Weg des ftagelschlages.
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schon erwähnte Schichtenbildung erklärt werden soll. Gb diesen Deu
tungen irgendwelcher wert beigemessen werden kann, steht dahin.
Von der Meteorologie wird die Hagelwolke als niedriggehend
angenommen; ist es da denkbar, daß die von ihr ausgehenden
Eiskörner in eine Höhe von \ \ ooo m gelangen könnten? Dies ist
nämlich die geringste Höhe, die von Lirruswolken eingenom
men wird, die in der Regel noch viel höher schweben sollen.
Und wie könnten wohl Eisstücke von auch nur 20 —50 g Gewicht,
die sich aus irdischen Wasserdampswolken bilden, in Höhen ge
langen, in denen die Dichtigkeit der Atmosphäre schon viel zu
gering ist, um überhaupt noch eine genügende Tragkraft zu haben?
Treten aber die Hagelkörner ihren Fall aus geringeren Höhen an,
dann ist die Zeitdauer, in der sie etwa mit noch kleineren Eis-
gebilden durchsetzte Luftschichten durchlausen, viel zu kurz, als
daß eine auch nur einigermaßen meßbare Vergrößerung ihres
Volumens denkbar wäre, und so Hänsen sich die Schwierigkeiten
einer alle Fragen umfassenden Erklärung ins Unübersehbare.
Die beiden ausfallendsten Erscheinungen, erstens daß ein Hagel
wetter immer einen ganz geraden Strich einschlägt, der wenige
Kilometer breit, aber bis zu 500 und ^000 km lang sein kann,
zweitens, daß es in der Regel nur nachmittags, selten aber vor
mittags oder spät abends hagelt, haben überhaupt noch keinen
Erklärer gesunden.
Bevor wir das Phänomen im Lichte der Glazialkosmogonie
betrachten, wollen wir an der Hand einwandfreier Beschreibungen
einiger größerer Katastrophen, welche sich in mittleren Breiten
in neuerer Zeit abgespielt haben, eine Vorstellung von diesen
Naturvorgängen zu gewinnen suchen.
Am ^z. Juli ^788 wurde Frankreich von einem Hagelwetter
heimgesucht, welches sich vom Süden des Landes über Belgien
bis nach Holland hinein erstreckte. Die Gesamtbreite erreichte
die große Ausdehnung von etwa 50 km, während die Länge des
Weges, den das Unwetter nahm, über jooo km betrug. Das
eigentümliche dieser Katastrophe lag darin, daß 2 parallele Hagel-
streisen, einer von H 8 und einer von ^0 km Breite, durch eine
Regenzone getrennt, neben einander herliefen (s. Atlas: Stern-
schnuppentafel II, Fig. V). Dieses Wetter erreichte aber an
Ausdehnung lange nicht dasjenige, welches am 27. Mai ^ 83 $