111
selbe zu erneuern, indem man wieder einmal statt der Mutterhefe 15
bis 20 U kräftige breiige Bierhefe (von 2 bis 3 Faß Bier) zusetzt.
Obwohl diese Kunsthefeubereiruug bei Beobachtung der gegebenen
Regeln in der Ausführung keine Schwierigkeiten darbietet, so erschien
es mir doch wünschenswerth, sie noch dadurch zu vereinfachen, daß sie
abgekürzt würde und die Hefe schon in 28 Stunden zum Gebrauche ge
langen könnte, wobei man an Raum und Hefengefäßen erspart; denn
für einen in Verwendung kommerrdenGährbottich sind
dann nur zwei Hefenkübel nothwendig, und bei zwei
täglichen Einmeischungen kann man auch mit drei He
fenkübeln ausreichen. Zugleich vermeidet man die Gefahr der
Bildung von Essigsäure in der Meische. Dieß ist nun besonders bei
der beschriebenen schnellern künstlichen Abkühlung der Hefenmeische auch
leicht ausführbar, und man hat solche Kunsthefen, deren Zubereitnngs-
daner nur etwa 36 Stunden ist, was jedoch zwei tägliche Einmeischnn-
gen — die Erzeugung einer Vor- und Nachmittagsmeische — voraussetzt.
Ich habe in der gedachten großen Kartoffel-Branntweinbrennerei die
Zttbereitungsdauer der Hefe auf etwa 28 Stunden beschränkt, so daß
die Kunsthefe, welche am ersten Tage Morgens 6 Uhr angesetzt ward,
schon am zweiten Tage Morgens gegen 10 Uhr zur Verwendung
kam, und der erfolgte Vergährnngsgrad der Meische, so wie die
daraus resultirenden Ausbeuten sind ebenso gut geblieben, ja mitunter
noch besser ausgefallen, als bei der vorherigen, fast doppelt so langen
Hefenbereitungsdauer. Zn dieser Brennerei wurde bereits durch zwei
Betriebsjahre jene kürzere Hefenbereitung angewendet, sie ist also be
reits in der Erfahrung bewährt.
Im Verfahren bei ihrer Bereitung wird dadurch nichts anderes ge
ändert, als daß der schnell abgekühlten Kunsthefenmcische die Mutter-
hefe schon nach etwa 14 Stunden von ihrer Bereitung an zugesetzt wird;
im Übrigen bleibt dasselbe ganz gleich.
Fragt man nach dem chemischen Proceß, welcher bei der Kunst-
hefenbereitung vor sich geht, und nach der wirklichen Quantität Hefe,
welche hierbei wirksam und scheinbar so groß ist, so wäre Folgendes
hierüber;u bemerken:
2n der Knnsthefenmeische bildet sich immer durch das längere Ste
hen derselben bei einer günstigen Temperatur von 20 bis 30° R. eine