nach die empirischen Branntweinbrenner gewöhnlich den Verlauf der
Gährung zn beurtheilen pflegen.
Je nachdem man die Meische bei niedrigerer oder höherer Tempe
ratur (kälter oder wärmer) mit Hefe zur Gährung stellt, verläuft die
selbe rascher in 48 Stunden oder langsamer in 60 bis 66 Stunden,
wornach man, je nach der Gährdauer, eine dreitägige (tridenni)
und eine viertägige Gährung (etyrdenni kwaseni) unterschei
det. Damit wird, wie man leicht erkennt, nicht die eigentliche Gähr
dauer bezeichnet, sondern vielmehr der verflossene Zeitraum vom Stel
len der Meische mit Hefe an bis zum Abtriebe derselben in Tagen
ausgedrückt; dreitägige Gährung ist daher eine solche, wobei die
Hanptgährung zwar in 48 Stunden beendet, der Abtrieb der reifen
Meische aber erst am dritten Tage, von der Zubereitung der Mei
sche an gerechnet, vorgenommen wird, und eine viertägige Gährung
ist jene, bei welcher die Hauptgährnng in 60 bis 66 Stunden zu Ende
geht, der Abtrieb der reifen Meische aber erst am vierten Tage
von ihrer Erzeugung an geschieht. Man muß diese unrichtige Bezeich
nung berücksschtigen, um ssch dadurch über die eigentliche Gährdauer
nicht Täuschungen hinzugeben.
Die vergohrene Meische ne nnt man gewöhnlich r e i fe Meische
(zralä zäpara).
Die Gährung kann ferner eine Obergährung mit Anwendung von
Oberhefe erregt, oder eine Untergährung mit Unterhefe bewirkt sein.
Man kann auch die ganze Branntweinmeische oder unter Umständen
nur die daraus gezogene Würze zur Gährung bringen.
Nach diesen Abtheilungen soll der Gährproceß in Folgendem prac-
tisch und speciell behandelt werden.
Obergährung der Getreide.Branntweinmeische.
Diese Gährungsweise wird als eine dreitägige oder auch als eine
viertägige betrieben, und die Meische im ersten Falle bei 18 bis 20° R.,
im zweiten Falle bei 14 bis 16° R. Temperatur mit der vorbereiteten
Hefe gestellt. Als Hefe (Gährmittel) bedient man sich entweder der
Bieroberhefe, der Preßhefe, des gährenden Glattwassers (da, wo es
zu haben), oder der Kunsthefe, welche mit Oberhefe zubereitet worden.
Obwohl sich bei dieser Gährung eine große Menge neu gebildeter Hefe
erzeugt, welche das kräftigste Gährungsmittel für die Getreidemeische
wäre, so wird davon doch bis jetzt nur ausnahmsweise da Gebrauch