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gemacht, wo man sich mit der Fabrication der Preßhefe als Neben-
product der Branntweinbrennerei befaßt, und demzufolge die Mühe
nicht scheut, die bei dem Gährungsverlaufe emporgehobene Hefe von
den mit aufgeworfenen Trebern durch Auswaschen abzusondern. Die
Gahrung tritt in wenigen Stunden ein, und wenn sie in vollem Zuge
ist, zeigt sich an der Oberfläche eine in Bewegung befindliche Treber
decke, so wie sich dabei über der gährenden Meische ein stechend geistiger
Geruch verbreitet, welcher von dem entweichenden kohlensauren Gase
herrührt, das etwas Alkoholdunst mit fortführt; der Geschmack der
Meische wird allmählig geistig säuerlich, ihre Temperatur steigt um
mehre Grade. Wenn hierbei die Decke an vielen Stellen von dem
aufsteigenden Hefenschaume durchbrochen wird, cfoev wenn sich auf der
Decke sehr große, zähe, oft irisirende Blasen bilden, so zeigt dieß einen
unregelmäßigen Gährungsverlauf an, der meist auch von einem ge
ringern Erfolge begleitet wird, indem die Treber zu schwer, oder die
Meische zu schleimig ist, was auf eine unvollkommene Auflösung des
mehligen Korns des Schrotes oder auf eine unvollständige Znckerbil-
dung hinweiset. Ein Überfließen der gährenden Meische über den Rand
des Gährbottichs findet hier selten Statt, weil die Treberdecke den
Hefenschaum fortwährend zusammendrückt. Zu Ende der Gährnng hört
die Entwickelung des kohlensauren Gases auf, die Ursache des Empor
hebens der Treber ist verschwunden, die Flüssigkeit ist specifisch leichter
geworden und die Treber sinken demgemäß sammt der unter ihnen be
findlichen Hefe zu Boden.
Am besten wird der Verlauf so wie der endliche Erfolg der Gäh-
rnng beurtheilt durch Beobachtung der fortschreitenden scheinbaren Atte
nuation der gährenden Branntweinmeische mittelst des Sacharometers,
und dabei wird man finden, daßdieHauptgährnngderBrannt-
weinmeischen auch bei sogenannter viertägiger Gah
rung schon in 48 Stunden beendigt ist, so wie daß man
hierbei den besten Erfolg derselben durch Anwendung einer hinreichen
den Menge Hefe, die bei der Gährnng der Branntweinmeischen nicht
schwierig zu beschaffen ist, erzwingen könne, was, wie später vorkom
men wird, für die financielle Überwachung dieses Gewerbsbetriebes von
Wichtigkeit erscheint.
Die reife Meischwürze zeigt gewöhnlich 2 bis nur 1 pCt. am Sa
charometer bei einem ursprünglichen Ertractgehalte derselben von 12
bis 14 pCt., und in der erstern befinden sich noch 3 bis 4 pCt. nn-
zersetztes Ertract, woraus hervorgeht, daß bei dem gewöhnlichen Ver
fahren, das Meischen und Gähren in der Getreide-Branntweinbrennerei