153
sein, und diese ergibt sich, wenn man bedenkt, daß in dem Moste eine
größere Menge Ferment enthalten, als nothwendig ist, den darin ent
haltenen Traubenzucker zu zersetzen. Man kann ihm daher Zucker oder
Sirup (gemeinen und Stärkmehlzucker, Zucker- oder Stärkmehlsirup)
zusetzen und damit vcrgähren lassen, auf welche Art man aus der
einfachen Menge Traubenmeisch bis die doppelte Menge Wein
branntwein zu gewinnen im Stande ist. Der Werth des aus dem
zugesetzten Zucker erzeugten Branntweins wird dadurch seiner Reinheit
und seines Aroma wegen bedeutend erhöht, während er für sich mit
Zusatz von Hefe gegohren diese Vorzüge nicht erhalten würde, und
man bedarf dazu keines besondern Aufwandes von Hefe, welche eben
zur Verschlechterung des Productes beiträgt, weil das Gährungsmit-
tel schon im Traubenmeische gegeben ist. Es wird dadurch der zuge
setzte Zucker (nur mit Schwefelsäure bereiteter Stärkmehlzncker oder
Sirup ist dazu anwendbar) auf ganz gleiche Art zersetzt, wie der im
Moste schon enthaltene natürliche Traubenzucker, und es scheint vor-
theilhaft zu sein, den Traubenmeisch erst für sich in die Gährung
kommen zu lassen, ehe man den Zucker oder Sirup hinzusetzt. Auch
hier gibt das Sacharometer Aufschluß über den Verlauf und Erfolg
der Gährung, und die Destillation der reifen Meische wird auf gleiche
Art vorgenommen.
Bei der Erzeugung des Weins im Großen fallen ferner die Scha
len und Kämme der Weinbeeren als sogenannte Weintrester ab. Ent
weder werden diese Trester vor der Gährung von dem Moste oder
nach der Gährung von dem Weine durch Pressen geschieden. Zm
erster« Falle halten sie eine nicht unbeträchtliche Menge Most, im letz
ter« Falle eine geringere Menge Wein zurück, weil sich der dünnflüs
sige Wein vollständiger von denselben abpressen läßt, als der dickflüssige
Most.
Die Trester von gegohrenem Wein werden durch Destillation un
mittelbar auf Branntwein benützt, oder indem man sie erst mit Was
ser ertrahirt und die wässerige Flüssigkeit der Destillation unterwirft.
Die schwächer« Waschwässer werden zur Ertraclion neuer Trester
verwendet. Diese Trester können nicht lange aufbewahrt und müssen
möglichst bald verarbeitet werden, wenn sie nicht sauer und dadurch
Verluste an Alkohol bedingt werden sollen. Dieser Tresterbranntwein
ist von geringerer Qualität.
Die Trester vom Moste abgepreßt, werden zum Theil zur Fabrica-
tion künstlicher Weine verwendet, und sind für diese Anwendung allen
andern Beeren vorzuziehen, indem sie die weinähnlichsten Getränke