Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

155 
Flüssigkeit nicht mehr kleiner wird, so ist die Hanptgahrnng beendigt 
und es kann zum Abtriebe der Meische geschritten werden, welche nun 
dünnflüssiger ist und mit weniger Gefahr des Anbrennens über freiem 
Feuer abdestillirt werden kann. 
Zm Übrigen wird sich hierbei noch auf alles das berufen, was 
über die Erzeugung der Obst- und Beerenweine im I. Bande S. 305 
gesagt worden ist. 
Erzeugung des Branntweins aus Nunkelrübensaft. 
Daß die Runkelrüben einen sehr zuckerhaltigen Saft enthalten und 
daß sie sich daher ebenso gut zur Erzeugung von Branntwein wie 
auf Zucker verarbeiten lassen, ist bekannt. Die Anwendung der Preß- 
rückstände von der Rübenzuckerfabrication zur Branntweinerzeugung 
wurde schon von Achard gelehrt und empfohlen. Nach Achard's 
Verfahren beim Pressen des Rübenbreies eigneten sich die Preßrück- 
stände deßhalb besonders zu diesem Zwecke, weil sie noch sehr viel Saft 
enthielten. — Gegenwärtig, wo man aus den Rüben bis 80 pCt. Saft 
preßt (nicht bloß 55, wie Achard), dürften die Rüben-Preßrückstände 
dazu weniger anwendbar sein. Die Macerations - Rückstände sind 
dazu wegen ihrer Wässerigkeit ganz unbrauchbar. Die Runkelrüben 
enthalten im Mittel 3 pCt. ihres Gewichtes Faserstoff im Zellengewcbe 
und 97 pCt. Saft. Dieser Saft zeigt eine verschiedene Concentration 
und einen ebenso verschiedenen Zuckergehalt, worauf die Sorte, Größe 
und Reife der Rüben, dann der Boden und die Jahreswitternng, so 
wie die Cultur Einfluß nehmen. Im Mittel zeigt der Saft bei 14° R. 
Temperatur 16 pCt. am Sacharometer, wovon etwa 4 / s Zuckergehalt 
sind. Der Rest besteht aus aufgelohten Salzen, Eiweiß, Ferment, 
Schleim u. dgl. 
Wenn man den frisch gepreßten Rübensaft sich selbst überläßt, so 
wird er in Berührung mit der atmosphärischen Luft sehr bald dunkel 
gefärbt, schleimig und fadenziehend, wobei der in demselben gelöste 
Zucker eine Zersetzung erleidet. Versetzt man ihn mit einer hinreichen 
den Menge Hefe, so geht er in die geistige Gährung über und vergährt 
so vollkommen, daß kein Zucker darin unzersetzt verbleibt. Man erhält 
dadurch eine der zersetzten Zuckermenge entsprechende Menge Alkohol. 
Dazu ist ein großer Aufwand von Hefe nothwendig. Auf 100 U 
Rübensaft von 16 pCt, Sacharometer-Anzeige sind zur vollständigen 
Vergährung desselben 2 U dickbreiige Bierhefe — im Kleinen noch 
mehr — erforderlich.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.