Branntweinerzeugung aus Nunkelrübenzucker-
Melasse.
Die neuerlich wieder seit etwa 15 Jahren stattgebabte Einführung
und Verbreitung der Runkelrüben-Zuckerfabrication hat auch die Er
zeugung eines Abfallproductes bei derselben zur Folge gehabt, welches
wegen seines bitterlich-brandigen und zugleich salzigen Geschmacks als
Versüßungsmittel nicht mehr gebraucht werden kann, obwohl dasselbe
noch eine bedeutende Quantität caramelisirten und etwas Weniges
kristallisirbaren Zucker enthält, und dieß ist die letzte von dem zweiten
oder dritten Product erhaltene Rübenzucker-Melasse. Sie wird deß
halb am besten zur Erzeugung von Branntwein benützt und kann
dazu auch um einen angemessenen Preis abgegeben werden. Ihr Werth
ist dem von 3 bis 4 Metzen Kartoffeln für je 100 U gleich, weil die
Branntweinausbeute aus beiden ebenfalls gleich ist. Sie hat eine braune
Farbe, Sirupsconststenz, eineEoncentration von 38 bis 40° Beau me
— 72 bis 75pCt. Sacharometer-Anzeige, und enthält im Mittel 40 pCt.
Zucker, das Übrige aber Schleim, Salze, Wasser rc. Sie zeigt zwar
im dickflüssigen so wie im verdünnten Zustande einen Anfang von Selbst-
gährung, allein diese führt zu keinem brauchbaren Endresultate. Um
sie zur Erzeugung von Branntwein verwenden zu können, ist es noth
wendig, Hefe zur vollständigen Vergährung derselben anzuwenden.
Hierzu muß die Melasse auch mit Wasser verdünnt werden. Der beste
Verdüttnungsgrad ist der von oíros 20 pCt. Sacharometer-Anzeige,
insofern Versuche im Großen gezeigt haben, daß unter sonst gleichen
Umständen die Vergährung schon viel unvollständiger erfolgt, wenn
die Verdünnung auf 25 pCt. Sacharometer-Anzeige gesteigert wird.
Im obigen Falle sind 100 U Melasse mit etwa 265 Ñ Wasser zu ver
mischen, wobei es keinen merkbaren Unterschied macht, ob das Wasser
Fluß- oder Brunnenwasser ist, und man hat hierzu nur die Melasse
mit dem Wasser durch Aufrühren gehörig zu vermischen. Ob man
hierbei die Verdünnung der dicken Melasse nicht mit der dünnen schon ge-
gohrenen statt Wasser vornehmen und mit Zusatz des entsprechenden Hefeu-
quantums vergähreu könne, wurde noch nicht versucht. Dadurch würde
man den Alkoholgehalt der Flüssigkeit, ohne an Steuer mehr zu ent
richten, erhöhen und an.Bottichen so wie an Destillationskosten bedeu
tend ersparen. Die günstigste Temperatur zur Gährung der ver
dünnten Melasse ist die von 15 bis 20° R.; eine niedrigere Tempera
tur ist der Vergährung hinderlich und verzögert sie.