Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

Durch das angewendete H e fe n q u a n t n m wird die Vergährung 
der Melasse vorzugsweise bedingt; die Hefe wird dabei zersetzt, gewisser 
maßen consumirt, und damit steht die Menge des zersetzten Zuckers, so 
wie die des daraus gebildeten Alkohols im Verhältnisse. Zur Vergäh- 
rnng einer bestimmten Quantität Melasse ist daher ein gewisses Hefen- 
qnantnm erforderlich, welches mit 5 Jt dickbreiiger Hefe auf 100 Tt" 
Melasse angenommen werden kann. Es ist einerlei, ob man dazu Ober 
hefe oder Unterhefe anwendet. Ich habe im Großen mit Oberhefe 
Versuche gemacht. In der Branntweinbrennerei des Herrn Wanka 
in Prag wird dazu in der kalten Jahreszeit seit Jahren die bei der 
Untergährung des Biers gewonnene Unterhefe mit gleichem Erfolge 
angewendet. Die Hefe wird dazu mit einem kleinen Antheil der ver 
dünnten Melasse vorbereitet, und wenn ste, was sehr schnell (in V 4 
Stunde) geschieht, in Gährung gekommen ist, der ganzen Masse der 
Flüssigkeit zugesetzt und gut eingerührt. 
Die Erscheinungen bei der Gährung sind nun folgende: 
Die Oberfläche der Flüssigkeit bedeckt sich zuerst mit einem gelbbräun- 
lichen feinen Schaum, der immer großblassger wird, ziemlich hoch steigt, 
und wenn nicht ein sehr großer Steigrauin, von etwa der Hälfte des 
Rauminhaltes der Meische, vorhanden ist, über den Rand des Gähr- 
bottichs fließt. Im höchsten Gährnngsstadium wird die Oberfläche mit 
ungemein großen Blasen überdeckt, die sich aber mit einem Stabe leicht 
zum Zerplatzen und Niedersinken bringen lassen, worauf sie sehr bald 
wieder über den Rand des Bottichs aufsteigen. Endlich läßt diese 
heftige Gasentwickelung nach, der Schaum sinkt zusammen und bildet 
auf der Oberfläche der Flüssigkeit eine braune Hefendecke, welche, in 
dieselbe eingerührt, nur noch eine schwache Nachgäbrung bewirkt und 
nun größteutheils am Boden liegen bleibt. Dabei ereignete es sich 
einmal bei Herrn Wanka, daß sich aus einem Gährbottich von 40 
Eimer Inhalt eine große Masse von Salpctergas entwickelte, welches 
sich au der Luft zu salpetriger Säure orpdirend, die Arbeiter aus der 
Brennerei durch den unangenehmen Geruch und die Belästigung der 
Athmungsorgane vertrieb. Die Runkelrüben, besonders wenn sie in 
frisch gedüngten Boden gebaut werden, enthalten häufig salpetersaure 
Salze (Salpeter), und es mußte daher jenes Gas durch Desoxydation 
der Salpetersäure bei dem Verlaufe des Gährprocesses entstanden 
sein. Diese Erfahrung dürfte dazu dienen, über die Natur des Gähr- 
proceffes einiges Licht zu verbreiten. 
Die Zunahme der Temperatur bei richtig geleiteter Gäh- 
rung ist sehr bedeutend, und betrug bei 1831 U verdünnter Melasse 
Balling's Gährungschemie. HI. 11
	        
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