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selben vollständig zu trennen, sondern immer verdampft zugleich mit
dem Alkohol eine gewisse Menge Wasser, indem der Siedepunkt eines
solchen Gemisches höher liegt als der des Alkohols, aber niedriger als
der des Wassers. Je höher dabei der Siedepunkt eines solchen Ge
misches steigt, desto rascher verdampft der Alkohol aus demselben, desto
mehr Wasser verdampft dabei auch zugleich mit dem Alkohol, so daß
der sich ans der Flüssigkeit erhebende Dampf immer ärmer an Alko
hol und reicher an Wasser wird, bis zuletzt aller Alkohol verflüchtigt
und der sich erhebende Dampf bloß Wasserdampf ist. Aus Flüssig
keiten, die weniger Alkohol enthalten, läßt sich derselbe daher schneller
verflüchtigen, als aus solchen, die mehr Alkohol enthalten; oder, was
hier dasselbe ist: von Flüssigkeiten, die mehr Alkohol enthalten, muß
eine größere Menge derselben abdestillirt werden, um allen Alkohol
im Destillate zu gewinnen, als von solchen, in welchen weniger Alko
hol enthalten ist; dennoch aber ist das Destillat im erstern Falle alko
holreicher als im letztern. Dr. Gall gibt hierüber folgende Beobach
tungen an. Es müssen nämlich verdampft werden aus je 100 Pfund
s) einer 3 pCt. Alkohol enthaltenden Meische 20 Ñ Flüssigkeit,
also mit jedem Pfunde Alkohol 5 2 / 3 Ñ Wasser, und das Destillat ent
hält 15 pCt. Alkohol;
h) einer 4 pCt. Alkohol enthaltenden Meische 25 U Flüssigkeit,
also mit jedem Pfunde Alkohol 5V* Wasser, und das Destillat enthält
16 pCt. Alkohol;
e) einer 5 pEt. Alkohol enthaltenden Meische 29 U Flüssigkeit,
also mit jedem Pfunde Alkohol 4Vz ñ Wasser; das Destillat enthält
17.2 pCt. Alkohol;
cl) einer 6 pEt. Alkohol enthaltenden Meische 33 Ti Flüssigkeit,
mithin 4y 2 TL Wasser mit jedem Pfunde Alkohol; das Destillat ent
hält 18.18 M. Alkohol.
Würde ein entgegengesetztes Verhalten Statt finden, nämlich die
Verflüchtigung des Alkohols mit dem Steigen des Siedepunctes nicht
beschleunigt werden, so wäre es viel schwieriger, den Abtrieb des Al
kohols aus der Meische zu vollenden.
Wenn eine wässerig alkoholhaltige Flüssigkeit, sie sei welcher Art
immer, der Destillation unterworfen wird, so findet man dabei, daß
die ersten Portionen des Destillats am reichsten an Alkohol sind, daß
der Alkoholgehalt desselben mit dem Fortgange der Destillation ab-
nimmt, und daß, wenn ein gewisser Antheil der ganzen Flüsssgkeits-
menge überdeftillirt ist, nun bloß mehr Wasser übergeht, der Abtrieb
oder die Abscheidung des Alkohols aus der gegohrenen Flüssigkeit mit-