Sil
Um auch noch einen Theil ersterer einzubringen und letztere als
abgesonderte Operationen zu ersparen, hat man die gebundene Wärme
der übergehenden Dämpfe noch benützt, um mittelst derselben während
des Abtriebs selbst eine wiederholte Destillation und dadurch Rectifica-
tion der bereits coudensirten Flüssigkeit (des Destillats), so wie eine
Entwässerung desselben eintreten zu lassen, wodurch dahin gelangt
wurde, unmittelbar aus der Meische nicht nur ein alkoholhaltigeres,
sondern auch reineres Destillat (Branntwein, Weingeist) zu erzielen.
Die Vorrichtungen, welche mau dazu anwendet, nennt man Re c ti
fie atoren und Dephlegmatoren, und weil man dieselben mit
einander sehr häufig verwechselt und oft noch sehr irrthümliche Begriffe
von denselben hat, so ist es nothwendig, hier vorerst in eine nähere
Betrachtung derselben und ihres Princips einzugehen.
Die Nectification und das Nectificationsprincip.
Recti ficiren(868iIowuti) heißt, eine schon einmal destillirte Flüs
sigkeit nochmals destilliren, theils um dieselbe zu reinigen und von minder
flüchtigen Bestandtheilen zu befreien, theils um den eigentlichen nutz
baren Stoff im Destillate anzuhäufen oder zu concentriren. Bei der
Branntweindestillation hat es den Zweck, den Branntwein zu entfu-
seln und seinen Alkoholgehalt zu erhöhen. Zu dem Ende bringt man
bei den Destillirapparaten besondere Gefäße an, in welchen man einen
Theil des condensirten Destillats ansammeln läßt und die Lutterdämpfe
durchleitet, wodurch die bereits condeusirte Flüssigkeit neuerdings zum
Kochen und Destilliren gebracht wird, ohne an Zeit und Brennstoff
mehr aufwenden zu müssen, weil dieses bei der Destillation der
Meische, nämlich durch den aus ihr sich entbindenden Dampf, selbst
geschieht.
Am besten läßt sich das Rectificationspriucip bei der Branntwein
destillation mittelst eines Woul f'schen Apparats Tafel I. Fig. 3 ver
sinnlichen, bestehend aus etwa vier dreihälsigen Flaschen mit der ge
wöhnlichen, zur Gasabsorbirung gebräuchlichen Einrichtung, wobei die
Verbiudungsröhren in den folgenden Flaschen bis nahe auf den Boden
derselben herabreichen, und so bewirkt wird, daß der Lutterdampf die
Flüssigkeiten durchströmen muß, die sich in diesen Flaschen befinden;
sie kommen dadurch zum Kochen und zur erueueteu Destillation, mit
hin werden sie von Flasche zu Flasche rectificirt. In jeder folgenden
Flasche erhält mau ein alkoholreicheres Destillat; die Concentrirung
14*