Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

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Hülsen, sondern nur die daraus gezogenen dünnflüssigen klaren Wür 
zen der weitern Verarbeitung, nämlich der Gährung und Destillation 
unterzieht, hat man davon bis jetzt noch keinen Gebrauch gemacht, 
sondern mit Recht die Destillation mit Anwendung freien Feuers bei 
behalten, obwohl man hierfür auch Apparate hat, mit welchen man 
bei einmaliger Destillation ans der gegohrenen Würze sogleich Brannt 
wein oder Weingeist zieht. Dasselbe ist in Frankreich bei der Wein- 
destillation der Fall; denn bei solchen Flüssigkeiten entfällt die Noth 
wendigkeit der Dampfanwendung um so mehr, als dabei auch keine 
Kartoffeln zu dämpfen sind. 
Die Dampfdestillation hat aber auch ihre Nachtheile, und zwar 
wenn die Erhitzung der Meische und die Entgeistung derselben durch 
einströmenden Dampf bewirkt wird, daß dieser sich in der Mei 
sche verdichtet, ihre Menge durch Waffer vermehrt, sie dabei aber 
fortwährend verdünnt, so daß hierbei gerade der umgekehrte 
Fall von dem Statt findet, was bei der Destillation mit freiem Feuer 
vorgeht. Bei dieser wird die rückständige Flüssigkeit fortwährend ver 
mindert und concentrirt, bei der Dampfdestillation dagegen vermehrt 
und verdünnt, so daß der Alkohol dabei ans einer sich un 
unterbrochen vermehrenden und verdünnenden Meische 
geschieden werden muß, was einen größer« Aufwand von Dampf, 
folglich von Wärme verursacht. 
Die äußere Erhitzung mittelst Dampf würde diesem Nachtheile 
begegnen; allein man bedarf dazu Dampf von höherer Spannung 
und complicirtere, kostspieligere Apparate, weßhalb sich nur die erstere 
Art allgemein verbreitet hat, obwohl auch Bestrebungen, die letztere 
einzuführen, bekannt geworden sind. So haben in Österreich Albert 
Lew in zu Proßnitz in Mahren und Moses Trebitsch in Nikols 
burg am 29. December 1824 ein k. k. ausschließendes fünfjäh 
riges Privilegium auf die Erfindung eines solchen Dampf-Destillir- 
apparats erhalten. Man findet aber keine solche Apparate in An 
wendung. Sie würden, wenn sonst ihrer Anwendung kein anderer 
Vorwurf im Wege stünde, dem Zwecke in allen Puncten entsprechen 
können. 
Wenn wir nun in eine nähere Besprechung des Wesens der Dampf- 
destillation eingehen sollen, so müssen wir zuerst eines Mannes geden 
ken, der sich hierum die größten Verdienste und den gerechtesten Anspruch 
auf Anerkennung erworben hat; ich meine den Herrn vr. Ludwig 
Galt, den ich schon mehrmals zu nennen und seine Leistungen zu 
rühmen Gelegenheit hatte. Gall war in Deutschland der Erste,
	        
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