Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

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ältere gcgohrene alkoholhaltige Product, war es auch, welcher zu 
erst der Destillation unterworfen und damit sein Geist (Alkohol), 
der Geist des Weines (Weingeist, Spiritusvini), daraus dargestellt 
wurde. 
Da die Destillation mittelst Feuer durch Erhitzung bewirkt wer 
den mußte — durch Brennen —, so nannte man das Destillat auch 
gebrannten Wein oder Branntwein. 
Den alten Griechen und Römern war der Branntwein ganz fremd. 
Er soll zuerst von arabischen Ärzten im zehnten Jahrhundert als 
Arzneimittel aus Wein bereitet, die Bereitung aber geheimgehalten 
worden sein, bis im vierzehnten Jahrhundert Arnold von Vil le 
nen ve, ein Arzt zu Montpellier, die Erzeugung des Branntweins aus 
Wein in Europa verbreitete. Mäßig genossen, schrieb er demselben sehr 
heilsame Wirkungen zu und glaubte ein Mittel zur Unsterblichkeit darin 
gefunden zu haben, weßhalb man ihn Lebenswasser (^guu vitue) nannte. 
Raimund Lull und Theophrastus Paracelsus sagen in 
ihren Schriften, daß die Kenntniß des Branntweins von den Arabern 
zu den Europäern gekommen sei. Seitdem hatten selbst die ungebil 
detsten Völker die Erzeugung des Branntweins sehr bald aufgefaßt, 
und es ist begreiflich, daß, als einmal festgestellt war, man könne ihn 
aus Wein bereiten, auch sehr bald das Bier und die rohen Naturstoffe, 
woraus Bier bereitet wird, die Getreidearten, dazu verwendet wurden. 
Die Anwendung der Kartoffeln zur Branntweinerzeugung hat erst mit 
deren allgemeinerer Verbreitung und Cultur zugenommen, und gegen 
wärtig sind die Kartoffeln diejenige Frucht, aus welchen am allgemein 
sten und die größte Menge Branntwein erzeugt wird. Seit etwa 20 
Jahren hat auch die Kartoffel-Branntweinbrennerei, den Fortschritten 
der Wissenschaft folgend, eine zuvor nie geahnte Stufe von Vollkom 
menheit erreicht, wozu Verbesserungen in der Construction der Destil- 
lirgcräthe wesentlich beigetragen haben, wovon aber erst bei der Be 
trachtung der letzter» die Rede sein wird. 
Wein, Getreide und Kartoffeln sind daher gegenwärtig die Haupt 
materialien zur Branntweinerzeugung. Ursprünglich nur Arzneimittel, 
ward der Branntwein seit 1529 bald ein allgemeines, nur zu be 
liebtes Getränk. Die Veuetianer, welche sahen, daß vorzüglich die 
teutschen Bergleute denselben liebten, machten ihn zum Handelsartikel. 
Gegenwärtig ist die Branntweinerzeugung in allen Ländern ver 
breitet, wird in vielen derselben in großer Ausdehnung betrieben, 
worüber die am Schluffe dieses Bandes beigefügte statistische Über 
sicht dieses Gewerbsbetriebes in Europa Nachweisung gibt, und wirft
	        
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