Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

S81 
Von großem Einflüsse hierauf sind auch die Verhältnisse, welche oft 
zwischen den Brennereipächtern oder Brennereibesitzern und den Steuer 
vorschriften Statt finden, und die, natürlich das Privatinteresse der 
erstern berührend, ein Streben hervorrufen, dasselbe mit Hintergehung 
der bestehenden Stenervorschriften auf alle mögliche Weise zu fördern, 
wodurch die genauesten Berechnungen, die klügsten Combinationen zu 
Nichte gemacht werden, weil zu dem genannten Zwecke ein verlei ge 
nau berechneter Apparat, dessen Leistung eine in der Zeit 
begrenzte ist, nicht gewünscht wird. In diesem Falle ist Alles gut, 
was einem Brennapparate ähnlich sieht, wenn er nur dem geheimen 
Zwecke dient, welchen zu erreichen jeder andere technische Vortheil 
hintangesetzt wird. Die Steuerbehörden werden daher in der Folge 
auf die Construction und Leistungsfähigkeit der gebrauchten Brenn 
apparate ebenfalls Rücksicht zu nehmen haben. 
Anwendung des luftleeren Raumes aus die Brannt 
weinerzeugung. 
In der neuesten Zeit hat man auch den luftleeren Raum auf 
die Gährnng und zur Destillation anzuwenden versucht, in der Voraus 
setzung, daß Luftdruck die Gährnng und der Alkohol in der Meische die 
vollständige Vergährung hemme und ein Theil desselben in Essigsäure 
übergehe. Um dieser nachtheiligen Wirkung und den stattfindenden 
Verlusten zu begegnen, kam der Engländer Sheridan vor einigen 
Jahren auf den Gedanken, die Gährnng unter Abhaltung des Druckes 
der Luft in der Meischwürze vorgehen zu lassen, und den Alkohol so 
wie das kohlensaure Gas, in dem Maße, als sie sich bilden, ans der 
gährenden Flüssigkeit zu ziehen. Ein Versuch, im großen Maßstabe aus 
geführt, soll günstige Resultate gegeben haben. Man bedurfte kei 
nes (!) Destillirapparats, sondern nur eines großen Kühlfasses, und er 
hielt aus 1 Quarter Getreide bis 28 Gallonen Probespiritus (0.920), 
während man nach der gewöhnlichen Weise dllrchschnittlich nur 21 Gal 
lonen zog. Die Kohlensäure könne hierbei benützt werden, z. B. zur 
Fabrication von Bleiweiß; die abfallende Schlempe enthalte keine 
Essigsäure und sei dem Viehe zuträglicher; man erhalte einen ganz fusel 
freien (!) Branntwein und verbrauche weit weniger (?) Brennstoff. 
vr. Kn fa h l in Berlin soll dieses Verfahren der teutschen Industrie 
zugänglich machen wollen; bis jetzt (September 1845) ist aber dar 
über noch nichts weiter bekannt geworden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.