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Branntweine ans süßen Früchten, Frllcht- und Pflanzensäften,
ohne Anwendung von Hefe durch Selbstgährung erzeugt, enthalten
zwar auch ähnliche flüchtige Öle, die sich aber von dem Fuselöl des
Getreide- und Kartoffelbranntweins schon durch den angenehmern
Geruch wesentlich unterscheiden, und dem Branntweine, je nach dem
Materiale, woraus er erzeugt worden, besondere Eigenthümlichkeiten
ertheilen, von denen selbst der ans solchen Branntweinen dargestellte
absolute Alkohol nicht vollkommen befreit werden kann. Von dem
flüchtigen Öle im Weinbranntwein (Önanthsäure-Äther) war schon im
I. Bande Seite 289 die Rede. Eine ähnlich riechende Substanz ent
hält der Rum, der Arack, der Kirsch- und Zwetschken-Branntwein
(Sliwowica). Letztere zwei enthalten aus den Kernen auch etwas
Blausäure, was für sie charakteristisch ist. Nebst dem Alkoholgehalte
bestimmt vorzüglich jene denselben begleitende riechende Substanz den
Werth des Branntweins als Getränk. Die Erfahrung lehrt, daß
jeder Branntwein und Weingeist durch langes Lagern in Gebinden
von Eichenholz einen viel bessern Geruch und Geschmack erhalte und
dadurch sehr veredelt werde, weßhalb Alter ein Vorzug bei dem Schauk-
branntwein ist. Kartoffelweingeist rectificirt und in einer großen, mit
Blase verbundenen Glasflasche durch ein bis zwei Jahre der Einwir
kung des Lichtes ausgesetzt, verlor den Fuselgeruch und nahm einen
sehr angenehmen, obst- und ätherartigcn Geruch an.
Branntwein und Weingeist werden aufbewahrt in Gebinden von
Eichenholz, die mit Eisen bereift sind. Um keinen Verlust zu erleiden,
muß man darauf sehen, daß sie nicht rinnen. Wenn auch dieses nicht
der Fall ist, so fiuvet bei längerem Lagern desselben doch ein Verlust
an Branntwein Statt, theils durch Zusammenziehung in der niedern
Temperatur des Branntweingcwölbes oder Kellers, theils wegen Ver
dunstung durch das poröse Holz. Man hat noch nicht untersucht, ob
diese Verdunstung sich bloß auf das Wasser oder auch auf den Alkohol
erstreckt. Den beim Lagern stattfindenden Verlust oder Abgang nennt
man die Schwindung, den Schwand, und erbeträgt 1 bis höch
stens 2 pCt. vom Jnhaltsmaße dieser Flüssigkeiten.
Ist die Meische bei der Destillation über freiem Feuer angebrannt,
so nimmt der Branntwein davon einen brenzlichen Geschmack und einen
widerlichen Geruch an, die durch Kohle nicht vollkommen beseitigt
werden können, weßhalb er am besten zu Brennspiritüs benützt wird.
Den Modergeruch soll man aus Branntwein durch Rectificirung über
Magnesia (l '/ 2 ti auf 1 Eimer) entfernen können.
-j—i