Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

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Branntweine ans süßen Früchten, Frllcht- und Pflanzensäften, 
ohne Anwendung von Hefe durch Selbstgährung erzeugt, enthalten 
zwar auch ähnliche flüchtige Öle, die sich aber von dem Fuselöl des 
Getreide- und Kartoffelbranntweins schon durch den angenehmern 
Geruch wesentlich unterscheiden, und dem Branntweine, je nach dem 
Materiale, woraus er erzeugt worden, besondere Eigenthümlichkeiten 
ertheilen, von denen selbst der ans solchen Branntweinen dargestellte 
absolute Alkohol nicht vollkommen befreit werden kann. Von dem 
flüchtigen Öle im Weinbranntwein (Önanthsäure-Äther) war schon im 
I. Bande Seite 289 die Rede. Eine ähnlich riechende Substanz ent 
hält der Rum, der Arack, der Kirsch- und Zwetschken-Branntwein 
(Sliwowica). Letztere zwei enthalten aus den Kernen auch etwas 
Blausäure, was für sie charakteristisch ist. Nebst dem Alkoholgehalte 
bestimmt vorzüglich jene denselben begleitende riechende Substanz den 
Werth des Branntweins als Getränk. Die Erfahrung lehrt, daß 
jeder Branntwein und Weingeist durch langes Lagern in Gebinden 
von Eichenholz einen viel bessern Geruch und Geschmack erhalte und 
dadurch sehr veredelt werde, weßhalb Alter ein Vorzug bei dem Schauk- 
branntwein ist. Kartoffelweingeist rectificirt und in einer großen, mit 
Blase verbundenen Glasflasche durch ein bis zwei Jahre der Einwir 
kung des Lichtes ausgesetzt, verlor den Fuselgeruch und nahm einen 
sehr angenehmen, obst- und ätherartigcn Geruch an. 
Branntwein und Weingeist werden aufbewahrt in Gebinden von 
Eichenholz, die mit Eisen bereift sind. Um keinen Verlust zu erleiden, 
muß man darauf sehen, daß sie nicht rinnen. Wenn auch dieses nicht 
der Fall ist, so fiuvet bei längerem Lagern desselben doch ein Verlust 
an Branntwein Statt, theils durch Zusammenziehung in der niedern 
Temperatur des Branntweingcwölbes oder Kellers, theils wegen Ver 
dunstung durch das poröse Holz. Man hat noch nicht untersucht, ob 
diese Verdunstung sich bloß auf das Wasser oder auch auf den Alkohol 
erstreckt. Den beim Lagern stattfindenden Verlust oder Abgang nennt 
man die Schwindung, den Schwand, und erbeträgt 1 bis höch 
stens 2 pCt. vom Jnhaltsmaße dieser Flüssigkeiten. 
Ist die Meische bei der Destillation über freiem Feuer angebrannt, 
so nimmt der Branntwein davon einen brenzlichen Geschmack und einen 
widerlichen Geruch an, die durch Kohle nicht vollkommen beseitigt 
werden können, weßhalb er am besten zu Brennspiritüs benützt wird. 
Den Modergeruch soll man aus Branntwein durch Rectificirung über 
Magnesia (l '/ 2 ti auf 1 Eimer) entfernen können. 
-j—i
	        
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