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Bi er befe für das reinste Gährmittel erklärt werden. Die Bierhefe
enthält mehr oder weniger bitteres Hopfenharz, und wenn man das
selbe auch durch mehrmaliges Auswaschen der Hefe mit Wasser durch
Abschlemmen theilweise entfernt, so wird dadurch wieder die Wirkung
der Hefe ungemein geschwächt, und man muß eine größere Menge
derselben anwenden, um einen gleichen Erfolg wie mit nnansgewa-
schener Bierhefe zu erzielen, durch welche letztere wieder mehr Bitter
in den Teig gebracht und das daraus gebackene Weißbrot kaum bes
ser wird. Nebstdem ist sse ans einer gekochten Würze ausgeschieden
worden. Der bittere Geschmack der Bierhefe ist es mit, welcher
ihrer allgemeinen Anwendung zur Weißbrotbäckerci entgegensteht.
Die Bierbrauer befolgen deßhalb bei der Obergährung in den
Fässern ein eigenes Verfahren, um die dabei als Nebenproduct abfal
lende Oberhefe schon in einer solchen Qualität zu erhalten, in wel
cher sse weniger bitter und deßhalb zum Gebrauche geeigneter ist
(Bd. II., S. 320 und 355). So wie nämlich der sogenannte Ho
pfentrieb beendigt und der Hefentrieb eingetreten ist, werden die Un
tersatzwannen gewechselt und die ansgestoßene Hefe abgesondert auf
gesammelt. In dem ausgestoßenen Schaum beim Hopfentriebe ist
nämlich der größte Theil des Hopfenharzes enthalten, so daß, wenn
derselbe abgesondert und die nachfolgende Hefe für sich aufgesammelt
wird, die letztere weniger Hopfenharz enthält und deßhalb minder
bitter schmeckt, als wenn man sowohl den Kränsen- als den Hefen-
schanm in einer Untersatzwanne vereinigt oder das Hopfenbier vor
beendigter Hefengährung in die Bierfässer zurückbringt. Auch bei der
Obergährung in Bottichen erhält man die neu gebildete Hefe von
minder bitterem Geschmack, wenn man beim Übergange der Kränsen-
in die Hefengährung den Schaum von der Oberfläche der Jährenden
Bierwürze abnimmt und den sich hierauf bildenden Hefenschanm nach
beendigter Hefengährung abhebt.
Auch die bei der Obergährung des Biers gebildete Boden Hefe
(das Faßgeläger) ist zur Gährnng des Mehlteigs vollkommen geeig
net und schmeckt immer merkbar weniger bitter als die Oberhefe.
Die Preßhefe wird ans gährender Branntweinmeische gewon
nen, worin sich Stärkmehlteg umente und feine Hülsen des
Getreides (Kleie) befinden. Don allen gebt Etwas in die Mengung
der Hefe über, und es ist das Vorhandensein von feiner Kleie in der
selben sehr leicht zu erkennen. Da diese Hefe ferner auch mehrmals
mit Wasser ausgewaschen werden muß, um sie zu reinigen, so wird
dadurch ihre gährnngserregende Wirkung ebenfalls sehr geschwächt.