Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

kohlensauren Kalk enthalten soll. Ich hatte nicht Gelegenheit, das hol 
ländische Brennvcrfahren aus eigener Anschauung kennen zu lernen und 
zu studiren, um bestätigen zu können, daß die obige Ansicht die richtige 
sei; aber Versuche mit Zusatz von Kreidenpulver zum Meischwasser 
oder in die Getreidemeische haben mir kein besseres Resultat gegeben. 
In Böhmen dagegen ist mir der Fall vorgekommen, daß eine grö 
ßere Brennerei, welche ein hartes Wasser der zweiten Art anwenden 
mußte (es war eine Kartoffel-Branntweinbrennerei), bei dem gewöhn 
lichen, in andern Brennereien erprobten vortheilhaften Verfahrungs- 
weisen zu keinen guten Resultaten (Ausbeuten an Branntwein) gelan 
gen konnte, daß aber diese sogleich erzielt wurden, als man die Meische 
bei einer um mehre Grade höher« Temperatur mit Hese (Knnstbefe) 
in Gährung versetzte, ohne übrigens am Verfahren etwas zu ändern. 
Der die vollständigere Vergährnng hemmende Einfluß des genannten 
harten Wassers wurde daher durch die höhere Gährungstem- 
peratnr überwältigt. 
Man sieht daraus, wie die Kenntniß der Beschaffenheit des ver 
wendeten Wassers dem Branntweinbrenner nothwendig ist, um daraus 
seinen Einfluß besonders auf den Gährproceß ermessen zu können, und 
was man zu thun habe, um die Gährungstemperatur der Beschaffen 
heit des Wassers anzupassen. 
Zur Branntweinerzengung ist daher so wie zum Bierbrauen das 
reinste, weichste Wasser das beste; Flußwasser und Teichwasser sind 
daher besonders dazu brauchbar. Quell- und Brunnenwasser eignen 
sich dazu nur insofern, als sie nicht zu hart sind. Man kann nicht 
sagen, daß ein derlei hartes Wasser einen nachtheiligen Einfluß auf 
den Meischproceß ausübe, im Gegentheil wird ein Gehalt desselben 
an Kalk- und Eisen-Bicarbonat sogar für Vortheilhaft geschildert. Ein 
Gehalt von Salzen im Wasser solcher Art, daß sie durch Kochen daraus 
nicht geschieden werden, sondern sich in dem rückständigen Wasser viel 
mehr concentriren, scheint aber einen hindernden Einfluß auf die Ver- 
gährung der Meische zunehmen, welchem erfahrungsmäßig durch An 
wendung einer höhern Gährungstemperatur entgegengewirkt werden 
kann, wodurch jener schädliche Einfluß überwunden wird. 
Ein gipshaltiges Wasser, welches dem Biere einen unangenehmen 
Geschmack ertheilt, schadet der Qualität des Branntweins nicht, weil 
dieser durch Destillation ans der reifen Meische geschieden wird, wobei 
der Gips zurückbleibt. 
Fauliges und Sumpfwasser ist ohne Vorbereitung nicht wohl an 
wendbar, weil es dem Meisch- und Gährproccsse eine nachtheilige
	        
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