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Verarbeitung gefrorener Kartoffeln.
Manchmal trifft es sich, daß gefrorene Kartoffeln verarbeitet werden
müssen. Wenn sie vor der Verarbeitung nicht anfthanen, so erfordert
das Garkochen derselben um etwa 50 pCt. mehr Dampf und einen
im gleichen Verhältnisse größer« Zeitaufwand. Durch das Gefrieren
derselben wird das Zellengewebe der Kartoffelsubstanz zerstört, ihre
organische Structur und Vegetationökraft vernichtet, und nach dem
Anfthanen gehen sie sehr bald in Fäulniß über, daher man sich dann
mit ihrer Verarbeitung beeilen muß. Man hat beobachtet, daß sie
öfters mehr Branntwein und bei ihrer Verwendung zur Stärkmehl-
erzeugung mehr Stärkmehl geben, was sich daraus erklärt, daß durch
das Zerreißen des fleischigen Zellengewebes das Stärkmehl mehr bloß-
gelcgt wird und demnach vollständiger aufgelöst oder gewonnen werden
kann.
Meifchverfahren beim Kartoffel-Branntweinbrenner,.
Die gar gekochten Kartoffeln enthalten das Stärkmehl in einem
andern Zustande, als der ist, in welchem sich dasselbe in den rohen Ge
treidearten oder im Gersten- und Roggcnmalze rc. befindet. In den
gekochten Kartoffeln ist das Stärkmehl aufgequollen; es hat beim Ko
chen das Wasser aus dem Kartoffelsafte aufgesogen und ist dadurch
in einen trockenen Kleisterverwandelt worden, welcher keinen Zusammen
hang hat, weil theils das dazwischenliegende Zellengewebe der Kar
toffeln, theils das beim Kochen derselben geronnene, im Safte enthal
tene Albumin denselben unterbrechen. Deßhalb ist der Vorgang beim
Einmeischen und weil sich die Kartoffeln im siedendheißen Zustande
befinden, in Mehrem von dem der Getreidearten verschieden, und
zwar ist
1) das Stärkmehl in den gekochten Kartoffeln schon in Kleister
umgewandelt, im kochendheißen Wasser aufgequollen, mithin in einen
solchen Zustand versetzt, wobei das Diastas des angewendeten Malz
schrotes (Gersten-, Roggen-, auch Hafermalz) auch schon bei Tempe
raturen unter 52° R. auf dasselbe zuckerbildend wirken kann, ohne
denselben erst durch den Meischproceß herbeiführen zu müssen. Nur
das angewendete Malz selbst bedarf einer solchen Temperatur, damit
sich das noch in demselben befindliche Stärkmehl auflöse und aus diese
Weise zur Vergrößerung der Ausbeute beitrage.