deßhalb die Gradirfässer damit von Zeit zu Zeit wieder aufgefüllt
werden; sie bleiben mehre Jahre brauchbar und sind alljährlich nach
jeder Weinlese frisch zu haben. Zn Fässer fest eingedrückt und gut
verschlossen, halten sie sich längere Zeit. Vor den Buchenholzhobel
spänen haben sie den Vorzug, daß sie sich nicht so dicht zusammenlegen
und der atmosphärischen Luft einen leichtern Wechsel gestatten. Wenn
Einige glauben, daß dadurch der erzeugte Essig dem echten Weinessig
ähnlicher würde, so dürfte dieß nur ein frommer Wunsch sein.
Das Thermometer im Gradirfaß würde am besten in einer
quer über seinen obern Rand befestigten Leiste so anzubringen sein,
daß seine Kugel etwa 1 Fuß tief in die Weinkämme hiuabreicht, dort
vor dem Abbrechen gehörig geschützt ist und seine Scala über die
Latte hervorsteht, so daß man auch bei bedecktem Bottich jeden Augen
blick die in demselben vorhandene Temperatur au der Scala ablesen
kann. Daß ein fleißiger Gebrauch des Essigbildungsmcssers auch hier
nützlich sein müßte, versteht sich mm schon von selbst, und würde die
Beobachtung des Fortschrittes der Essigbildung mit diesen zwei In
strumenten gewiß zu folgenreichen Erkenntnissen und nützlichen Ver
besserungen führen.
Daß bei diesem Verfahren die Luft in den abgezogenen Gradir-
fässern eine gewisse Zeit verharren müsse, um ihre Wirkung auf das
den Weinkämmen anhängende Essiggut üben zu können, ist erklärlich;
warum aber die Gradirfässer auch ebenso lange gefüllt bleiben
sollen, ist nicht einzusehen, da durch die Auffüllung derselben doch
im Wesentlichen nichts Anderes, als bloß ein Abschweifen und Ertrahi-
ren der den Kämmen anhängenden und in sie eingedrungenen sauren
Flüssigkeit bezweckt wird.
Die Schnellessigfabrication.
Man nennt Schützenbach als den Erfinder, Wagemann
als den Verbesserer der Schnellessigfabrication; indessen haben
Boerhave vor mehr als 120 Jahren, Döbereiner und Käst
ner durch ihre Untersuchungen, Forschungen und verbesserten Me
thoden den Grund dazu gelegt und Hermbstädt hat dieselbe zuerst
bekannt gemacht. Das wesentlichste Princip, worauf diese Methode der
Essigerzeuguug beruht, ist, die in Essig umzuwandelnde alkoholhaltige
Flüssigkeit mit der atmosphärischen Luft bei geeigneter Temperatur
in die möglich größte Berührung zu bringen, wozu eigens construirte
und vorgerichtete Gefäße (Essi gb ilde r) erfordert werden, von de-