Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (2. Band, 1. Theil)

Meischverfahren beim Kartoffel-Branntweinbrcnnen. 
Die gar gekochten Kartoffeln enthalten das Stärkmehl 
in einem andern Zustande, als der ist, in welchem sich dasselbe 
in den rohen Getreidearten oder im Gersten- und Roggenmalze 
re. befindet. In den gekochten Kartoffeln ist das Stärkmehl 
aufgequollen; es hat beim Kochen das Wasser aus dem Kar 
toffelsafte aufgesogen und ist dadurch in einem trockenen Klei 
ster verwandelt worden, welcher keinen Zusammenhang hat, 
weil theils das dazwischenliegende Zellengewebe der Kartoffeln, 
theils das beim Kochen derselben geronnene, im Safte enthal 
tene Albumin denselben unterbrechen. Deßhalb ist der Vorgang 
beim Einmeischen und weil sich die Kartoffeln im siedendheißen 
Zustande befinden, in Mehrem von dem der Getreidearten ver 
schieden und zwar ist 
1) das Stärkmehl in den gekochten Kartoffeln schon in 
Kleister umgewandelt, im kochendheißen Wasser aufgequollen, 
mithin in einen solchen Zustand versetzt, wobei das Diastas 
des angewendeten Malzschrotes (Gersten-, Roggen, auch Ha 
fermalz) auch schon bei Temperaturen unter 52" R. auf dasselbe 
zuckerbildend wirken kann, ohne denselben erst durch den Meisch- 
proceß herbeiführen zu müssen. Nur das angewendete Malz 
selbst bedarf einer solchen Temperatur, damit sich das noch in 
demselben befindliche Stärkmehl auflöse und auf diese Weise 
zur Vergrößerung der Ausbeute beitrage. 
2) Enthalten die Kartoffeln selbst eine gewisse Menge 
Wasser, im Mittel 72.5 pCt. ihres Gewichtes, welchen Wasser 
gehalt man berücksichtigen und so viel an Meischwasser weni 
ger nehmen muß. 
3) Befinden sich die gar gekochten siedendheißen Kartof 
feln in einem Temperatnrzustande, der für den unmittelbaren 
Meischproceß zu hoch ist. Die zerkleinerte Kartoffelmasse muß 
daher zu einer der Zuckerbildung günstigen Temperatur herab 
gebracht werden, was ein Verfahren bedingt, welches jenem 
beim Getreidemeischen theilweise ganz entgegengesetzt ist, bei 
welchem die Temperatur der eingemeischten Schrotmasse durch 
Anbrühen mit kochendheißem Wasser oder durch einströmenden 
Dampf erhöht werden muß, mit Ausnahme des Meischens in 
zwei Zeiten, wo ein anderes Verfahren Statt hat. 
Diese Umstände nun bedingen den Vorgang beim Einmei-
	        
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