Später bei der Betrachtung der Destillation, wird dem
Fuselöl ein besonderer Absatz gewidmet werden.
Die Essigsäure entsteht immer bei der Gährung der
Branntweinmeische; sie ist aber kein unmittelbares, sondern ein
secundäres Product derselben, indem sie erst durch Umwandlung
des Alkohols gebildet wird. Vorzüglich nach beendigter Haupt-
gährung findet ihre Bildung Statt, wobei höhere Temperatur
der Flüssigkeit und Berührung mit der atmosphärischen Luft
derselben besonders günstig sind. Entsteht sie in größerer Menge,
so bedingt dieß einen Verlust an Branntwein, und bei der De
stillation muß man darauf sehen, sie aus dem Destillate zu
scheiden und dadurch einen reinen Branntwein oder Weingeist
zu erzeugen.
Die von einer solchen sauren Meische abfallende Schlempe
soll dem Viehe weniger zuträglich sein.
Ein Überhandnehmen der Essigsäure in der gährenden
Meische muß daher möglichst verhindert werden, wozu Reinlich
keit der Gefäße und Localitäten, so wie der Gebrauch einer
möglichst niedrigen Gährungstemperatur bei Anwendung größe
rer Massen von Stellhefe (Kunsthefe) das Meiste beitragen.
Auckerbildung in den Branntweinmeische»
während des Gährungsverlanfes.
Es ist bis jetzt durch keinen directen Versuch und eine
darauf sich basirende Untersuchung bewiesen, daß während des
Gährnngsverlaufes eine fortgesetzte Zuckerbildung, d. h. eine
Umwandlung des in der Würze enthaltenen Dextringummi
in Dextrinzucker, Statt finde. Gleichwohl lassen mehre Um
stände und Erscheinungen schließen, daß eine solche vor sich
gehe. Die Gründe, welche jene Ansicht rechtfertigen, sind
folgende:
1) Hat Guerin-Varry gezeigt, daß das Diastas auf
den Stärkekleister auch bei der gewöhnlichen Temperatur, je
doch langsamer wirke; um so mehr dürfte eine solche Wirkung
auf das Dextringummi Statt finden, welches der Umwandlung
in Zucker näher steht als der Stärkekleister, und von welchem
bekannt ist, daß es im isolirten Zustande sich mittelst Diastas
sehr leicht und schnell in Zucker umwandeln läßt.