Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (2. Band, 1. Theil)

Branntwein-Erzeugung aus Weinmost und 
aus Weintrestern. 
Wenn in schlechten Jahrgängen, schlechtern Lagen oder 
von geringern Sorten ein Weinmost von so geringem Zucker 
gehalte (Concentration) gewonnen wird, daß man aus densel 
ben keinen guten Wein erzeugen kann und ihn auch nicht auf- 
zubesiern die Absicht hat, so ist es angezeigt, ihn zur Brannt 
wein-Erzeugung zu verwenden, weil man daraus einen Brannt 
wein von vorzüglicher Qualität gewinnt, den Wein- oder Franz 
branntwein, Cognac, dessen höherer Preis diese Verwendung 
lohnt. Hierzu ist es gerade nicht nothwendig, die Trauben ab 
zubeeren, sondern sie werden sofort durch Treten gemoftelt und 
zerdrückt, die Schalen und Kämme dem Moste zugesetzt und 
der ganze Meisch in offenen Gährgefäßen der Gährung über 
lassen. Nach beendigter Gährung, deren Fortschritt man durch 
zeitweilige Ermittelung der fortschreitenden scheinbaren Attenua 
tion mittelst des Sacharometers beobachtet, unterwirft man den 
ganzen Meisch der Dampfdestillation, oder den Wein und die 
abgepreßten Weintrester, jedes für sich, derselben, und so ge 
winnt man den Weinbranntwein. 
Dieses Verfahren zur Erzeugung des Weinbranntweins 
scheint aber einer bedeutenden Verbesserung oder Vervollkomm 
nung fähig zu sein, und diese ergibt sich, wenn man bedenkt, 
daß in dem Moste eine größere Menge Ferment enthalten, als 
nothwendig ist, den darin enthaltenen Traubenzucker zu zer 
setzen. Man kann ihm daher Zucker oder Sirup (gemeinen und 
Stärkmehlzucker, Zucker- oder Stärkmehlsirup) zusetzen und 
damit vergähren lassen, auf welche Art man aus der einfachen 
Menge Traubenmeisch selbst die dop p elte Menge Weinbrannt 
wein zu gewinnen im Stande ist. Der Werth des aus dem 
zugesetzten Zucker erzeugten Branntweins wird dadurch seiner 
Reinheit und seines Aroma wegen bedeutend erhöht, während 
er für sich mit Zusatz von Hefe gegohren diese Vorzüge nicht 
erhalten würde. Man bedarf dazu keines besondern Aufwandes 
von Hefe, welche eben zur Verschlechterung des Productes bei 
trägt, weil das Gährungsmittel schon im Traubenmeische ge 
geben ist. Es wird dadurch der zugesetzte Stärkmehlzucker oder 
Sirup auf ganz gleiche Art zersetzt, wie der im Moste schon 
enthaltene natürliche Traubenzucker, und es scheint Vortheilhaft
	        
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