Von der Hefenerzeugung im Allgemeinen.
Die Hefe ist ein Product, welches zur Gährung der B ier-
würzen und Branntweinmeischen, zum Auftreiben des
Mehlteigs in den Haushaltungen und zur Weißbrotbäk-
kerei vielfache Verwendung findet und deßhalb zu den genann
ten Zwecken in großen Quantitäten verbraucht wird. Sie
wird gebildet bei der Selbstgährung der Obst- und Beerensäfte,
besonders bei der Gährung des Traubensaftes oder Mostes,
wobei man die Weinhefe gewinnt, welche sich jedesmal auf
dem Boden des Gefäßes abgesetzt findet, worin derselbe gährt.
Hefe wird erzeugt bei der Gährung der Bierwürzen, je
nach der Gährungsweise, entweder als Oberhefe oder als
Unterhefe und dabei in großen Quantitäten gewonnen (Bd.
1 Theil 2 S. 280); sie wird ferner bei der Gährung der
Branntweinmeischen in noch viel größern Mengen erzeugt,
aber in den meisten Fällen aus den Meischen nicht abgesondert,
daher auch weniger benützt (S .182); sie kann endlich gewonnen
werden bei der Gährung der Fruchtessigwürzen, worauf man
indeß bis jetzt vielleicht zu wenig Rücksicht genommen hat.
In den Weinländern wird die auf Werg getrocknete Wein
hefe, in den Bierländern die frische Bierhefe, und zwar
sowohl die Oberhefe als die Boden Hefe und die Unter
hefe für die Zwecke der Haushaltung, der Weißbrotbäckerei
und für die Gährung der Branntweinmeische und Essigwürze
verwendet. Allein die erzeugte Bierhefe ist dazu nicht ausrei
chend; sie ist nicht immer, nicht aller Orten und hin
reichend frisch in genügsamer Menge zu haben, und
dieß hat für die Gährung der Branntweinmeische auf die Er
zeugung der sogenannten Kunst Hefe (S. 120) geführt, die
sich gleichgut auch mit und für Branntweinmeischwürzen dar
stellen läßt. Ebenso gab die Nothwendigkeit, künstliche Gähr-
mittel zu erzeugen, Veranlassung zu einer Menge von Vorschriften
oder Recepten zur Darstellung derselben, womit in versiegelten
Schriften sehr viel Geheimnißkrämerei und Unfug getrieben wurde.
Balling't Gähri»igrch«mie II. 1. 32