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Eigenschaften eines guten Weines.
1) Der Wein muß, welche Farbe er auch immer habe, voll
kommen klar und durchsichtig sein.
2) Er muß einen angenehmen und stärkenden Geruch und
3) einen süß- oder geistig-säuerlichen Geschmack besitzen,
ohne zusammenziehend zu schmecken. Er soll deßhalb nicht zu
viel freie Säure enthalten.
4/ Er soll stark und feurig (alkoholhaltig) sein.
5) Er muß möglichst vollkommen vergohren haben, um
angenehm und gesund zu sein.
6) Er soll dem menschlichen Körper nicht schädlich sein.
Weine, die zu viel Alkohol enthalten, sind der Gesundheit minder
zuträglich. Alte Weine sind der Gesundheit zuträglicher als junge.
Güte der Weine.
Über die Güte der Weine wurde in neuerer Zeit Mehreres
verhandelt, und es sind darüber verschiedene Ansichten laut ge
worden. Man hat nämlich behauptet, die Güte des Weines
sei abhängig:
1. Von seinem Alkobolgehalte.
2. Von seinem Gehalte an freier Pflanzensäure.
3. Von seinem Extractgehalte (Gewichte des Rückstandes
nach seiner Verdampfung).
4. Von der ursprünglichen Concentration des Mostes,
woraus der Wein erzeugt worden, oder von der diese bedingen
den Reife der Trauben.
ad. 1. Die Größe des Alkoholgehaltes wurde von Alters
her als die Güte des Weines wesentlich bedingend angesehen,
weßhalb sich auch alle ältere Weine-Analysen nur auf die Be
stimmung der Alkoholgehalte in den Weinen beschränkten. In
der That hat diese Ansicht Vieles für sich. Ein größerer Alkohol
gehalt kann nur aus einem größeren Zuckergehalt des Mostes
hervorgehen. Der letztere setzt eine gute Sorte und ein voll
kommenes Ausreifen derselben voraus; in dem Safte der reifen
Trauben ist auch weniger freie Pflanzensäure enthalten, der
daraus erzeugte Wein wird demnach auch weniger sauer sein.