Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

92 
Gehalt an Säure, und gibt demnach einen alkoholreicheren 
weniger sauren Wein. 
Die Reife der Trauben, der daraus hervorgehende con- 
centrirtere süßere Most ist hiernach die primitive Ursache der 
Weingüte, der geringere Säuregehalt im Wein ist erst die Folge 
davon, demnach die entferntere Ursache derselben. 
Wenn ein schwacher Most von z. B. 14—15 0 / 0 Sacha 
rometer-Anzeige Concentration nur wenig Säure enthielte, so 
wird er auch einen nur wenig sauren Wein geben, der aber 
wegen seines geringen Alkoholgehaltes gewiß keinen besonderen 
Handelswerth behaupten wird. Zur guten Qualität des Weins 
gehört auch ein größerer Alkoholgehalt desselben von wenig 
stens 7 bis 11 pCt., der nur aus Zucker entstehen kann. Bei 
gleichem Säuregehalte wird demnach derjenige Wein der bessere 
sein, welcher mehr Alkohol enthält und aus einem zuckerrei 
cheren Most erzeugt ist. 
Deßhalb ist auch jene Aufbesserung sauren schwachen Mo 
stes mit Zusatz von Stärkezucker die beste, wobei die Masse 
der Flüssigkeit vermehrt und dadurch der Säuregehalt auf eine 
größere Menge derselben vertheilt, relativ kleiner wird. (S. 34) 
Daraus geht denn hervor, daß diese Frage noch keines 
wegs erledigt sei, und daß mehrfache wiederholte Beobachtungen 
so wie weitere vergleichende Untersuchungen dazu erforderlich 
sind, um ihn endlich ins klare Licht zu stellen. Man könnte 
hiernach annehmen, daß bei gleichem Alkoholgehalte der 
jenige Wein der bessere sei, welcher weniger Säure enthält, 
oder in anderer ähnlicher Art aussprechen: Nicht das Verhält 
niß des Säuregehaltes zur Menge des Weines, sondern das 
Verhältniß des Säuregehaltes zu den übrigen Bestandtheilen 
des Weins — Alkohol und Extract — bedingt seine Güte. 
Hiernach würde selbst ein stärkerer Wein etwas mehr 
Säure enthalten können als schwächerer um von gleicher Güte 
zu sein. 
ad 3. Liebig hat in dessen Journal für Chemie Bd. 65 
S. 352 1848 bei Gelegenheit wo er Anleitung zur Entsäu 
erung alter abgelegener Rheinweine gibt, und auch dem Zusatze 
von Zucker zum schwachen Moste das Wort spricht, die Ansicht 
aufgestellt, daß der Alkoholgehalt allein den Werth des Wei 
nes nicht bedinge, sondern daß dieser vielmehr von dem Gewichte 
des nach dem Eindampfen desselben zurückbleibenden trockenen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.