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Weillschmecker erkennen diesen Zusatz durch den Geruch und Ge
schmack, weil der zugesetzte Alkohol sich mit dem Weine nicht
so innig verbindet, als der durch den Gährproceß gebildete
darin in chemischer Verbindung (Meißner) enthalten ist.
Auch verschwindet das dem Weine eigenthümliche Aroma durch
den nun hervorstechenden Weingeistgeruch.
3) In Verfälschungen, wobei eine schlechtere Sorte mit
einer bessern gemischt, oder ein schlechterer Wein auf das Wein
lager eines bessern abgezogen wird, um ihm den Geschmack und
Geruch des bessern zu geben und ihn dadurch um einen höhern
Preis anzubringen. Dieß ist mehr ein Betrug und nur von
geübten Weinkennern durch den Geschmack zu entdecken. Der
Gesundheit beim Genusse kann dieß nicht schaden.
4) In Verfälschungen, welche bezwecken, den Weinen mehr
Süßigkeit zu geben oder sie den Ausbruchweinen ähnlich zu
machen. Man löst reinen Zucker, geklärten Zuckersirnp, auch
gebrannten (karamelisirten) Zucker oder Stärkmehlzucker in den
Weinen auf. Erstere Zusätze wären wohl nachzuweisen, nicht
aber der letztere, weil der Stärkmehlzucker dem Traubenzucker
gleich ist. Auch diese Zusätze sind unschädlich, aber betrüglicher Art.
5) In solche, wodurch man dem Weine ein Aroma künst
lich ertheilen will, um jungen Wein für alten geltend zu ma-
chen. Auch davon war schon bei der Betrachtung des Geru
ches der Weine die Rede.
6) Endlich in solche, wodurch man bezweckt, dem Weine
einen Antheil seines zu großen Gehaltes an freier Pflanzen
säure zu entziehen.
Wenn diese Säure nicht Essigsäure und eine solche Pflan
zensäure ist, die mit Kalk eine in Wasser und Wein unlösliche
Verbindung gibt, wie Weinsteinsäure, Citronensäure (?), so
wäre es wohl gestattet, dem Weine etwas gepulverten kohlen
sauren Kalk (Kreide, Marmor) zuzusetzen, um diese Säuren
wenigstens theilweise zu neutralisiren und in Verbindung mit
Kalk zu präcipitiren, wodurch sie aus dem Weine hinweggeschafft
werden. Aber gemeiniglich enthalten Weine, deren Gehalt an
freien Pflanzensäuren groß ist, wenig Alkohol (der Most we
nig Zucker) und es finden sich darunter immer auch Pflanzen
säuren, die mit Kalk auflösliche Salze bilden, welche im Weine
verbleiben, so daß man damit sehr vorsichtig umgehen muß, um
den Wein dadurch, statt ihn zu verbessern, nicht vielmehr zu