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Ermangelung desselben kann dazu gemeiner, nicht raffinirter
Rohrzucker verwendet werden.
Als Gährmittel kann man anwenden:
1. Bierhefe;
2. Weinhefe;
3. Obst- und Beerenmeisch, so wie Weintraubenmeisch;
4. Weintrester von ungegohrenem Traubenmeisch.
Die mit letzten: bereiteten künstlichen Weine stehen in ihren
Eigenschaften den natürlichen am nächsten.
Die Erzeugung dieser Weine nimmt in denjenigen Ländern,
deren Boden und Klima sich für den Weinbau nicht eignen
(Nordteutschland, England), immer mehr und mehr zu; darum
scheint es nützlich, die Grundsätze zu entwickeln, auf welchen
diese Weinbereitung beruht.
.Ad 1) Künstliche Weine mit Anwendung von Bierhefe.
Je nachdem man Tafelweine oder Ausbruchweine zu er
zeugen die Absicht hat, bereitet man sich dazu Zuckerlösungen
von 18—20 oder von 28 — 30 pCt. Zuckergehalt. Da diese
Znckerarten bei ihrer Zersetzung durch die Gährung Hefe con-
sumiren, so muß die Menge der angewandten Hefe dem ge
wünschten Vergährnngsgrade des Weines entsprechen und dem
gemäß die erforderliche Quantitär derselben genommen werden.
Auf je 100 5s Zucker sind circa 12 U Hefe von dickbreiiger
Consistenz erforderlich. Gewöhnlich gibt man an, diese Hefe
solle mit Wasser ausgewaschen werden, um das ihr anhängende
Bier (etwa % ihres Gewichtes) und das Hopfenbitter zu ent
fernen ; allein dadurch wird die Hefe in ihrer Wirkung geschwächt
und man muß wieder eine größere Menge derselben anwenden.
Das Auswaschen darf daher nur mit wenig Wasser geschehen.
Man mag nun frische oder gewaschene Bierhefe anwenden,
so erhält die gegohrene Flüssigkeit davon immer einen Bierge
schmack, und es wird deßhalb nothwendig, Zusätze zu gebrauchen
welche diesen Biergeschmack verdecken. Solche Zusätze sind:
Beerenmeischen, zerquetschte Rosinen, Gewürze, letztere um die
Weine auch etwas zu aromatisireu.
Besonders Ausbruchweine lassen sich auf diese Weise nach
ahmen, und haben so bereitete Weine im Geschmacke mit Ma
deira-Wein Ähnlichkeit.