Flüssigkeit Statt findet, indeß sie bei der Kochung in offenen
Kesseln über freiem Feuer in einer sich zunehmend concentriren-
den Flüssigkeit vor sich geht.
6. Die Zuckerbildung geht endlich schneller vor sich, wenn
das Stärkmehl in getheilten Portionen nach einander in das
siedende Sauerwasser eingetragen wird, als wenn dieß auf ein
mal geschieht.
7. Die Vollständigkeit der Zuckerbildung, mithin die Sü
ßigkeit und Vergährungsfähigkeit des Productes nimmt mit
der Menge der angewendeten Schwefelsäure zu, jedoch nicht
in einem gerade aufsteigenden Verhältnisse; auch wird dabei
der Geschmack reiner.
8. Die Vollendung der Umwandlung des Stärkmehls
in Gummi und Zucker erkennt man an dem Aufhören der far
bigen Reaction des siedenden Zuckerwassers mit gewässerter
Jodtinktur. Die möglich vollständigste Umwandlung des Gummi
in Zucker wird erkannt durch Reaction nut Weingeist, in wel
chem beim Eintröpfeln der siedenden Flüssigkeit keine bedeutende
Trübung entstehen darf.
9. Die Flüssigkeit länger als bis zur Wahrnehmung die
ser Kennzeichen zu kochen, ist unnöthig; es ist sogar schädlich,
weil durch die Fortwirkung der Schwefelsäure auf den schon
fertig gebildeten Zucker die Flüssigkeit bitterschmeckend wird.
Es ist aber nothwendig, die Umwandlung des Stärkmehls in
Zucker so vollständig als möglich zu bewirken, um eine Zucker
lösung von der größten Vergährungsfähigkeit zu erhalten.
10. Ist die Zuckerbildung vollendet, so muß die dazu ge
brauchte Schwefelsäure wieder aus der Flüssigkeit hinweggeschafft
werden. Dieß geschieht am einfachsten und wohlfeilsten durch
Reutralisiren derselben mit Kalk, wodurch die Schwefelsäure
in Form von Gips präcipitirt wird, wovon jedoch ein gerin
ger Antheil in dem Zuckerwasser aufgelöst bleibt. Diese Neu-
tralisiruug ist eine der wichtigsten Operationen hierbei, und
von der Genauigkeit ihrer Ausführung hängt wesentlich die
Beschaffenheit des erzeugten Productes ab. Man kann dazu
gebrannten, mit Wasser zu Pulver gelöschten Kalk, oder auch
fein gepulverten kohlensauren Kalk (Kreide, Kalkstein) anwenden.
Folgende Unterschiede finden bei dieser verschiedenen Anwendung
Statt:
Der kohlensaure Kalk verursacht ein starkes Aufbrausen;