Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

Nachtheile, so wie etwas Eigenthümliches in Bezug auf die 
Qualität des erzeugten Weines. 
Die Traubenkämme haben einen herben und rauhen Ge 
schmack; sie enthalten vorzüglich Gerbesämre. Erfahrungen 
von Gentil jufotge nimmt die Gährung einen stärkern und 
regelmäßiger!: Gang, wenn der Most mit den Traubenkämmen 
vermengt gegohren wird. Schwache Weine bekommen dadurch 
mehr Geschmack; sie klären sich leichter und schneller und wer 
den haltbarer. Die Gerbesänre der Weinkämme scheint hier 
offenbar einen vortheilhaften Einfluß zu üben. — Wenn die 
Süßigkeit des Mostes groß ist, sei es ebenfalls rathsam, die 
Trauben nicht abzubeeren. Weder in Österreich noch in Ungarn 
werden die Trauben abgebeert, und selbst in Tokay werden 
nur die Trockenbeeren von den Kämmen abgenommen und 
allein, die übrigen Trauben aber mit den Kämmen gestampft und 
ausgepreßt. 
Nur bei unzeitigen Trauben und da, wo man Weine von 
reinem, feinem Geschmack erzeugen will, seien die Kämme bei 
der Gährung und für den Geschmack des Weines nachtheilig; 
dagegen wollen Andere die Kämme von den Beeren durchaus geschie 
den haben. Offenbar kommt hier viel auf locale Erfahrungen, 
auf das Hergebrachte, auf den gewohnten Geschmack der erzeug 
ten Weine, so wie auf die Verwendung derselben an. Wenn 
sie zur Erzeugung von Franzbranntwein und Essig dienen sollen, 
wird man sich ebenfalls die Operation des Abbeereus und der 
Absonderung der Kämme ersparen können, weil es hierbei auf 
den Geschmack des Weines gar nicht ankommt. 
Die Weinbeeren müssen nun zerdrückt, dadurch geöffnet 
und der Saft aus denselben bloßgelegt werden. Dieß geschieht 
auf verschiedene Art und sogleich, wie die Trauben vom Wein 
berge im Preßhause ankommen; im Wesentlichen hat diese Ope 
ration aber immer denselben Zweck, nämlich die Beeren zu zer 
drücken und dadurch den Saft nicht nur zum Ausfließen, sou- 
dern auch mit der atmosphärischen Giltst in Berührung zu 
bringen; dem: dadurch wird der Traubensaft in die Selbstgäh- 
rung übergeführt. Diese Operation nennt man das Mosteln 
oder auch Keltern, Meischen; den ausgepreßten Traubensaft 
nennt man Most oder Weinmost. 
Dazu dient das Mostelschaff oder die Tretbütte, deren 
Boden und Seitenwände so durchlöchert sind, daß wohl der
	        
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