Umschlagen des Essigs.
Während des Überganges einer geistigen Flüssigkeit in
Essig sammeln sich über derselben in den Gefäßen eigenthüm
liche kleine Fliegen, Essigfliegen (Musca cellaris), die sich
in den Essigfabriken oft in großer Menge vorfinden. Sie
kommen mit der Entstehung des Essigs, ohne daß man ihren
Ursprung genau kennt, an Orten, wo sonst nie Essig erzeugt
worden, und verschwinden mit der Entfernung des Essigs. Ihre
Gegenwart zeigt nur das Sauerwerden einer geistigen Flüssig
keit, nicht aber noch ihr Verderben an.
Die Essigfliegen sollen ans gewissen Essigwürmern, die
als Larven derselben zu betrachten sind, entstehen und dem
Geschlechte der Ichneumonen angehören. Im Bieressig finden
sich bloß Fliegenlarven.
Nebstdem entsteht in den Essigen noch ein eigenes Jufusions-
thier, der sogenannte Essigal (Vibrio aeeti), von welchem man
noch nicht weiß, ob er in Folge der Entmischung des Essigs
entsteht, oder ob er, im Essig entstanden, die Entmischung des
selben veranlaßt. Oft sind diese Thiere darin mit bloßem Auge
erkennbar. Damit der Essig nicht durch sie verdorben werde,
müssen sie getödtet werden, und dieß geschieht durch wirkliches
Kochen oder durch Erhitzen des Essigs bis zum Kochen. Bei
des kann in irdenen, mit einer Steinglasur versehenen oder in
gläsernen Gefäßen im Wasserbade (wenn der Essig zum Ge
nusse bestimmt ist), oder auch dadurch geschehen, daß man den
Essig langsam durch ein System von Glasröhren fließen läßt,
die äußerlich mit Wasserdamftf erhitzt werden. Durch Abseihen
muß der Essig dann geklärt werden, und in einem so behan
delten, wie auch im destillirten Essig zeigen sich diese Jnfusions- *
thiere nicht wieder.
Die Essigälchen entstehen im Monate Juli und vermehren
sich bis znm späten Herbste. Einen hohen Grad von
Wärme können sie nicht vertragen, Zutritt von Luft ist zur
Erhaltung ihres Lebens nothwendig, deßhalb bilden sie sich in
verschlossenen Gefäßen nicht oder nur sehr wenig. Darauf
gründen sich die Mittel, sie ans dern Essig zu entfernen oder
ihre Entstehung zu verhindern. Ihre Vermehrung erfolgt in
kurzer Zeit und sie erreichen eine gewisse Größe, doch niemals
die der Essigwürmer oder Fliegenlarven.