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ter destillirt werden, um die darin enthaltene Säure vollends
zu gewinnen. Das erste Destillat aber ist nicht wegzugießen,
wie in einigen Schriften gelehrt wird, sondern statt Wasser
bei Darstellung neuer Essigmischungen zu benützen, um das in
demselben enthaltene Nutzbare zu Gute zu bringen.
Entgegengesetzt ist das Resultat bei der Destillation des
Essigs mit Zusatz von enva l J s seines Gewichtes Calciumchlorid
(frisch ausgeglühtem salzsauren Kalk) oder Kochsalz. Diese
Salze binden eine gewisse Menge Wasser aus dem Essig und
erhöhen den Siedepunct desselben. Im Anfange geht etwas
ätherartig riechende Flüssigkeit über etwa 1 / b0 des Ganzen;
stellt man diese bei Seite unb setzt die Destillation fort, so
geht nun zuerst die stärkste Essigsäure über; ihr Säuregehalt
nimmt im Verfolge der Destillation fortwährend ab und ist
zuletzt am kleinsten; die Destillation muß jedoch nun wegen
erfolgenden Überschäumeus der Flüssigkeit in der Blase unter
brochen werden, nachdem etwa 3 / 4 derselben abgezogen worden.
Die Säure ist im Destillate zu einem größer» relativen Ge
halle angehäuft, im Rückstände ist nur wenig davon enthalten,
und wenn man die rückständige Flüssigkeit, welche beim Erkalten
krystallisirt, in Kesseln von Gußeisen zur Trockne eindampft
und den trockenen Rückstand calcinirt, so kann derselbe immer
wieder zu gleichem Zwecke benützt werden. Vielleicht wird sich
von diesem Verhalten des Essigs bei der Destillation zur Er
zeugung von essigsauren Salzeil im Großen (Holzessig) irgend ein
vortheilhafter Gebrauch machen lassen, ebenso auch bei der Kochung
des Essigs in hölzernen Gefäßen mit einströmendem Essigdampf.
Der destillirte Essig ist farblos, klar, und besitzt, wenn
man die erste Portion des Destillats beseitigt hat, nicht den
erfrischend sauren Geruch des frischen, woran die Absonderung
des ätherisch riechenden Aldehyds Ursache sein mag; sein saurer
Geschmack tritt stärker hervor, kann aber durch Zusatz von wei
ßem oder gebranntem Zucker gemildert werden; er ist viel
haltbarer als der rohe Essig. Durch Neutralisiren mit Basen
kann man damit verschiedene reine essigsaure ^Lalze (Acetate)
und bei der Zerlegung dieser trockenen Lalze mittelst Lchwe-
felsäurehydrat reines Essigsäurehydrat bereiten. Aus der spe-
cistschen Schwere des destillirte» Essigs mit dem Tausendgran
fläschchen bei 140 R. Temperatur bestimmt, läßt sich sein Säure
gehalt nach der Tabelle von van der Toorn ermitteln.