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vollen Gange; der Most wird trübe oder bricht sich; kohlen
saures Gas entweicht unter Aufschäumen; die Schaumdecke er
hebt sich bis zu einer gewissen Höhe über die Flüssigkeit, ist
aber um so unbedeutender, bei je niedrigerer Temperatur die
Gährung vor sich geht, je langsamer sie daher fortschreitet.
Der süße Geschmack des Mostes verliert sich und gebt in
eitlen weinartigen über; der Geruch der gährenden Flüssigkeit
wird geistig. Gegen den 7. Tag werden diese Erscheinungen
der Gährung minder auffallend, die Gährung geht zunehmend
langsamer vor sich, bis endlich nach 10 bis 14 Tagen die
Flüssigkeit anfängt sich zu klären, der Schaum sich von der
Oberfläche verliert und die Entwickelung des kohlensauren Ga
ses fast ganz aufhört. Die Hanptgährung ist nun beendet,
die neu gebildete Hefe — die Weinhefe — hat sich am Boden
abgesetzt, die gegohrene Flüssigkeit — der Jungwein — wird
aus den Gährkufen abgezogen und zur Nachgährnng in die
Lagerfässer gefüllt.
Bei höherer Temperatur des Mostes und des Locals geht
*bie Gährung schneller, bei niedrigerer Temperatur langsamer
vor sich.
Bei der Gährung des Meisches sind die äußern Gäh-
rungserscheinungen von den obigen etwas verschieden. Es bil
det sich keine Schaumdecke, sondern vielmehr eine Treberdecke,
indem die Schalen der Weinbeeren von dem entweichenden koh
lensauren Gase emporgehoben werden. Die übrigen Erschei
nungen bleiben sich gleich. Nach beendigter Hauptgährung
sinkt die Treberdecke zusammen und würde endlich in dem Jung
wein zu Boden sinken. Man zapft daher den flüssigen Jung-
wein in Lagerfässer ab; die Weintrester preßt man aber aus,
um den noch von ihnen angesogenen Wein zu gewinnen, und
benützt sie auf mannichfache Weise, wovon später die Rede
sein wird.
Geschieht die Gährung in luftdicht verschlossenen Gahr-
bottichen, ans welchen man nur dem entweichendeu kohlensauren
Gase einen Austritt läßt, so kann man den Eintritt, Fortschritt
und die Beendigung der Gährung aus der Schnelligkeit erken
nen, mit welcher sich das kohlensaure Gas entwickelt, indem
man es durch Wasser (oder Kalkmilch) leitet, welche letztere es
theilweise absorbirt. Zu dem Ende läßt man es aus dem Dek-
kel des Gefäßes durch eine in demselben befestigte zweischen-