Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

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der rothen oder blauen Trauben, mit denen man den Most 
gähren läßt. Je nachdem man dem Moste mehr oder weniger 
von den Schalen zusetzt, desto dunkler wird der Wein. Der 
durch die freie Säure des Tranbensaftes geröthete Färbestoff 
löst sich in dem Maße in der Flüssigkeit auf, als dieselbe bei 
der Gährung alkoholhaltig wird. Nur wenige Arten Trauben 
enthalten einen rothen Saft, daher man aus blauen Trauben 
auch einen weißen Wein bereiten kann, wenn man den Most 
abgesondert von den Schalen gähren läßt. Außer diesem Fär 
bestoff nimmt der Wein aus den blauen Schalen auch eine 
nicht unbedeutende Menge Gerbestoff auf, der dem rothen Weine 
einen zusammenziehenden Geschmack und die Eigenschaft ertheilt, 
mit Eisensalzen oder mit eisenhaltigem Wasser die Farbe in 
Schwarzbrann umzuändern. 
Die Schalen der rothen Beeren bleiben nach der Gährung 
großentheils entfärbt zurück. Obwohl die Schalen der weißen 
Trauben nur wenig Färbestoff zu enthalten scheinen, so läßt 
man doch auch den weißen Most oft mit den Schalen gähren. 
Der Wein erhält dadurch eine hochgelbe Farbe, während der 
selbe, aus bloßem Moste erzeugt, von viel lichterer Farbe aus 
fällt. Der erstere Wein ist nach der Hauptgährung klarer 
und erlangt früher eine gute Qualität, während der letztere 
längere Zeit trübe bleibt. 
Die Weine werden oft künstlich gefärbt, theils um ihre 
rothe Farbe zu erhöhen, theils um weiße Weine in rothe zu 
verwandeln. Das färbende Mittel kann vor und nach der 
Gährung zugesetzt werden. Klapperrosen, Hartriegelbeeren, 
Heidelbeeren, Attichbeeren, schwarze Kirschen, Hollunderbeeren, 
Scharlachbeeren, Blauholz und Fernambukholz, Malvenblumen, 
Saft von rothen Rüben, nach Bonis Indigo (vermuthlich 
lösliches Jndigblau) sollen dazu angewendet werden. 
Mehre Chemiker haben Mittel aufzufinden gesucht, wodurch 
sich diese künstlichen Färbungen entdecken lassen. Indessen sind 
diese Proben nicht ganz zuverlässig in Absicht auf den echten 
Wein, dessen Färbestoff je nach seinem verschiedenen Alter un 
gleiche Reactionen zeigt. Bei dieser künstlichen Färbung der 
Weine ist es gleichgiltig, ob sie vor oder nach der Gährung 
geschehen ist, weil die Reactionen des Färbestoffes in Folge 
des Gährprocesses nicht verändert werden. 
Durch Bleizuckerlösung, noch besser mit einer Lösung von
	        
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