§4
In einem sehr guten rotheu Melniker Wein (Böhmen) fand
ich bei der Deftillationsprobe 9.103 pCt. Alkohol dem Ge
wichte nach.
Die in den genannten Tabellen enthaltenen Angaben über
die Alkoholgehalte verschiedener Weine sind dem Volumen nach
gemacht und deßhalb weniger gemeinverständlich. Besser wäre
es, sie dem Gewichte nach anzugeben. Beiläufig findet man nach
den obigen Maßangaben den Alkoholgehalt in Gewichtsprocenten,
wenn man erstere mit 0.8 multiplicirt. Man findet dann, daß
der Alkoholgehalt von 4 bis 12 pCt. variirt und daß die besten
Tafelweine einen Alkoholgehalt von 7 bis 8 Gewichtsprocenten
besitzen, daher aus Most von 18 bis 20 pCt. Sacharometer-
Anzeige erzeugt worden sind.
Den Alkoholgehalt der Weine bestimmt man am Genauesten
mittelst der Destillationsprobe, wozu bereits Band 1. Theil 1.
S. 225 Anleitung gegeben worden ist.
Tab arte hat zur Bestimmung des Alkoholgehaltes der
Weine eine andere Methode angegeben. Ein genau abgemessenes
Volumen des Weines wird bis zur Verflüchtigung allen Alko
hols eingekocht. Nach dem Erkalten verdünnt man die Flüssig
keit zu ihrem ursprünglichen Volumen, und indem man die spe
cifischen Schweren der Flüssigkeiten vor und nach der Operation
vergleicht, findet man mit Anwendung von Tabellen für das
centesimale Alkoholometer den Alkoholgehalt des Weines. Das
zu dieser Probe angewendete Meßinstrument nennt Tabarie
Önometer (Weinmesser).
Nebst diesen gibt es noch mehre andere Methoden zur Be
stimmung der Alkoholgehalte der Weine, die bereits in der all
gemeinen Gährungschemie Bd. 1. Theil 1. S. 229 u. s. w.
beschrieben worden sind.
Fabbroni suchte zu beweisen, daß der Wein nicht fertig
gebildeten Alkohol enthalte, sondern daß sich derselbe erst -bei
der Destillation des Weines bilde. Zur Stütze seiner Ansicht
führte er an, daß
1) wenn man Wein destillire und das Destillat wieder mit
dem Rückstand vermische, eine von dem ursprünglichen Weine
verschiedene Flüssigkeit erhalten werde;
2) wenn man dem Weine Weingeist zusetze, dieser schon
bei niederer Temperatur entwickelt werde, der dem Wein zu
gehörige aber erst in höherer Temperatur (bei der Siedehitze);