197
Boden des Gefässes ausgeschieden. Die unter den genannten
Umständen erfolgende Selbstgährung der Bierwürzen ist eine
Untergährung.
Bei gekochten und geimpften Bierwürzen tritt die Selbstgäh
rung so langsam ein und schreitet so leise vorwärts, dass be
sonders bei höhern Wärmegraden (von 15 bis 18° R. Tempe
ratur) fast immer ein Milch-Sauerwerden der Flüssigkeit erfolgt.
Wenn man aus Mineralien (Kreide, Kalkstein) entwickeltes koh
lensaures Gas in die Würze leitet, besser noch, wenn man aus
in der geistigen Gährung befindlichen Flüssigkeiten entbundenes
kohlensaures Gas dazu verwendet, tritt die Gährung schneller
ein und hat einen etwas besseren Erfolg.
Um daher einen geregelten Eintritt und Verlauf der
Biergährung zu erzielen, um beide zu beschleunigen und den
Erfolg derselben zu sichern, wird es in der Regel nothwen-
dig, der Bierwürze gewisse Substanzen zuzusetzen, welche die
Gährung kräftig zu erregen im Stande sind.
Ein vorzüglich wirksames Gährungsmittel ist die bei der
Gährung der Bierwürzen sich aussondernde stickstoffhaltige Sub
stanz, die sich allen Erfahrungen zufolge tlieils aus den aus dem
Kleber des Malzes und der Getreidearten stammenden Bestand-
theilen der Bierwürze, theils aus stickstofffreien Bestandteilen
derselben bildet, welche eine organische Structur hat, das Ver
mögen besitzt, sich zu reproduciren, und die man hier insbeson-
ders Bierhefe nennt.
Von dieser, ihren Eigenschaften und ihrem Verhalten wurde
schon im 1. Bande S. 151 u. m. gehandelt.
Wenn die Gährung bei einer höheren Würzetemperatur
rasch verläuft, so wird die gebildete und ausgeschiedene Hefe
von dem sich schneller und in grossem Bläschen entwickelnden
kohlensauren Gase an die Oberfläche der gährenden Würze ge
hoben, und erzeugt über derselben eine gelbliche, klebrige und
blasige Schaumdecke, die sich später zu einer zähen, teigigen
blasigen Masse zusammensetzt. Man nennt sie deshalb Ober
hefe und die bei ihrer Bildung stattgehabte Gährung nennt man
Obergährung.
Setzt man der Bierwürze eine gewisse Menge dieser Ober
hefe zu, so tritt, je nach Verschiedenheit der Würzetemperatur
und nach der Quantität der angewendeten Hefe etwas früher