Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und praktisch dargestellt (2. Band)

keit in der Hefenbildungsperiode unmittelbar nieder; neben der 
sich zu Boden setzenden Unterliefe steigt das kohlensaure Gas 
in der gährenden Flüssigkeit empor. 
Liebig führt an, dass die Untergährung der gehopften 
Würze bei 6 bis 8° R. Temperatur 3 bis 6 Wochen dauere; die 
Oberfläche derselben sei dabei kaum mit Schaum bedeckt. 
Es ist mir unbekannt, auf welche Beobachtungen Liebig 
diese Angaben gründet, allein sie beruhen jedenfalls auf einem 
Irrthum. Bei 6 bis 8° IL Temperatur verläuft die Untergährung 
in 8 bis 6 Tagen, wenn nicht die Menge der Stellhefe ungewöhn 
lich verkleinert wird, und bei dem in Baiern gewöhnlichen Gähr- 
verfahren dauert sie in der Regel nicht länger als 8 Tage. Durch 
Erniedrigung der Würzetemperatur bis 4° R. kann man sie aller 
dings bedeutend verzögern, allein das ist nicht das gewöhnliche 
Gährverfahren. 
Die gährende Würze ist dabei während ihres ganzen Gäh- 
rungsverlaufes mit Schaum bedeckt, und die Schaumdecke ist 
besonders während der Vorgährungsperiode (Kräusengährung) 
von Bedeutung. Die verschiedene und während des Gährungs- 
verlaufes wechselnde Beschaffenheit dieser Schaumdecke wurde 
vorn bereits näher beschrieben. 
Eine Gährungsdauer von 3 bis 6 Wochen wäre dem prak 
tischen Braubetriebe sehr hinderlich, indem sie zahlreiche Gälir- 
bottiche und viel geräumigere Gährlocalitäten erforderlich machte. 
Nachtheile für das Bier bedingt sie nach meinen Erfahrungen 
nicht, indem ich oft in die Lage kam, wegen eigenthümlicher 
Beschaffenheit der Loealitäten die Untergährung bei 4 und 5° R. 
vornehmen zu müssen, welche nun viel langsamer verlief, län 
ger dauerte, aber dennoch ein gutes, jedoch kein besseres Product 
lieferte. 
In einem seiner „Chemischen Briefe“ (Dingler’s Journal, 
92. Bd., S. 462) kommt Liebig auf denselben Gegenstand zurück, 
und sagt darin unter Anderem im Einklänge mit seinen Ansich 
ten über den Process der Untergährung, die bereits in der all 
gemeinen Gährungschemie mitgetheilt worden sind: 
„Bei einer Temperatur von 8 bis 10° C. (6.4 bis 8° IL) 
flndet bei der Berührung des Alkohols mit einer verwesenden 
Substanz keine Verbindung des Alkohols mit Sauerstoff mehr
	        
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