280
Anders gestaltet sich der Gährungsverlauf und Erfolg, wenn
man hierbei die vorbereitete Stellhefe bis in die Hefengährung
eintreten lässt, wozu 8 bis 10 Stunden gehören. Der Gährungs
verlauf ist nun weniger stürmisch; der Hefenschaum steigt nicht
so hoch, die Attenuation ist aber bedeutend grösser, etwa 3 / 4 je
ner der Malzwürze; die Nachgährung und Klärung des Biers
gehen besser von Statten.
Die Erkenntniss dieses eigenthümlichen Verhaltens der Hefe
bei der Gährung der Malz-Kartoffelstärkmehl-Bierwürzen ist von
Wichtigkeit nicht nur für die Anwendung des Kartoffel-Stärk-
mehls zur Biererzeugung, sondern auch für die Wissenschaft
der Gährungschemie, dann für die Vorbereitung der Bierhefe,
so wie für die Erzeugung der sogenannten Kunsthefe Behufs
der Gährung der Kartoffelmaischen in den Branntweinbren
nereien.
Das Vorstehende gilt für Bierwürzen, die blos aus Gersten
malz und Kartoffel-Stärkmehl erzeugt werden.
Wenn man aber beim Maischen des Kartoffel-Stärkmehls
nur 5 bis 10 pCt. vom Gewichte desselben an roher Gerste, ro
hem Weizen oder Hafer, z. B. auf 10 fß Stärkmehl und 15 iß
Gerstendarrmalz % bis 1 iß Schrot von rohem Weizen, Hafer
oder von roher Gerste oder auch Mehl von diesen Getreidcarten
zusetzt, welcher Zusatz die Quantität der Würze und des Biers
nach seinem Ausgiebigkeitsverhältniss vermehrt und dadurch be
zahlt wird, so findet auch bei der Obergährung dieser Würzen
selbst ohne Vorbereitung der Hefe bis in die Hefengährung eine
ebenso vollständige Vergährung Statt, als bei Malzwürzen. Durch
diesen geringen, unschädlichen und so nützlichen Zusatz werden
die Malz-Kartoffelstärkmehl-Würzen den Malzwürzen in Bezug
auf Vergährbarkeit auch für die Obergährung ganz gleich ge
macht und dadurch jeder Vorwurf beseitigt, der bei dem früher
angedeuteten Verfahren dagegen noch etwa erhoben werden
konnte. Ein mehrerer Zusatz rohen Getreides vergrössert die
Vergährbarkeit nicht. Offenbar ist es die geringe Menge Kleber
aus dem angewendeten rohen Getreide, welcher diese vortheil-
hafte Wirkung zur bessern Vergährung hervorbringt. Schon die
damit erzeugte Würze ist dünnflüssiger, süsser, und fliesst leich
ter und schneller von den Malztrebern ab, welche lockerer Zu
rückbleiben, und weniger Würze zurückhalten.