Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und praktisch dargestellt (2. Band)

Eine Oberliefenzelle hatte mithin in 20 Stunden 
eilf Zellen gebildet. 
Ein zweiter Versuch mit Hefenzellen im Hefenfiltrat lieferte 
unter ähnlichen Bedingungen nach Verlauf von 36 Stunden 
4—5 (?) Generationen und dabei dreizehn neue Zellen. Dr. 
Wagner fand durch diesen Versuch bestätigt, dass die Fort 
pflanzung der Oberhefe durch Ausdehnung der Zellenhülle Statt 
findet, und dass eine neu gebildete Zelle erst dann sich fort 
pflanzen kann, wenn sich im Innern ein Kern gebildet hat, der 
aber nicht von der Mutterzelle herrührt. Es geschehe fast immer, 
dass ausgewachsene Zellen mit einem Theil ihrer Brut sich von 
der ursprünglichen Zelle trennen. Beiläufig bemerkt Dr. W a g- 
ner, dass er auch bei der frischesten Oberhefe stets Vibrionen 
bemerkte. 
Ueber die Fortpflanzung der Unterliefe wurden ähnliche 
Versuche bei 7—10° C. gemacht. Es gelang ihm nicht, eine 
ausgewachsene grosse Unterhefenzelle von einigen nebenschwim 
menden kleinen Zellchen zu befreien. Der Inhalt der Zellen 
bewegte sich und mit der Zeit entwickelten sich aus der nebel- 
artigen Masse deutliche Körnchen; die neben der Zelle befind 
lichen kleinen Zellchen wuchsen und ihre Anzahl nahm zu, bis 
sich mindestens aus der einen Zelle dreissig bis vierzig kleine 
Zellchen entwickelt hatten. Auf welche Weise die neuen Zellen 
entstanden waren, konnte nicht bemerkt werden, jedenfalls waren 
sie aus der grösseren Zelle durch Platzen der Zellenhäute ge 
schlüpft. 
Oberhefe bei 7" C. mit Bierwürze zusammengebracht, geht 
zum grössten Theil in Unterliefe über, während beim Zusammen- 
bringen von Unterhefe mit Bierwürzen bei 20° C. keine Ober 
hefenbildung beobachtet werden konnte. 
Ueber die Einwirkung gewisser Agentien auf die 
gährungerregende Kraft der Hefe tlieilt uns Dr. Wagner 
Folgendes mit: 
Bei 100° C. getrocknete zu Pulver zerriebene Hefe 
zeigte in der gährenden Flüssigkeit unter dem Mikroskop nicht 
mehr die Form der Zellen; die Gährung trat erst nach 36 Stun 
den ein, woraus angenommen wird, dass sich erst durch die 
Einwirkung der atmosphärischen Luft auf die aufgelösete oder 
zertheilte Proteinsubstanz der Hefe neue Zellen bildeten.
	        
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