Bier specifisch schwerer macht als Wasser, und sein Gehalt im
Bier mit der grösseren specifischen Schwere zunimmt, so mag
sich davon der Gebrauch der gemeinen Bierwage herschreiben,
wie auch das gemeine Urtheil sich darauf gründen, wornach das
specifisch schwerere Bier, d. i. dasjenige, welches mehr Grade
an der Bierwage zeigt, das bessere sein soll. Die neuere Zeit
hat diese Ansicht berichtiget, und die Chemie hat darüber mehr
Licht verbreitet. Die Nährstoffe oder Nahrungsmittel werden
überhaupt unterschieden in stickstoffhaltige und stickstofffreie. Zu
den ersteren gehören: der Kleber der Getreidearten mit seinen
Bestandtlieilen, das Albumin, das Casein; zu den letztem zäh
len wir das Gummi, den Zucker und das Stärkmehl. Da das
Blut, so wie das Fleisch der Thiere zur Bildung ihrer Bestand-
theile stickstoffhaltige Nahrungsmittel erfordern, so nennt man
diese letzteren auch Beproductionsinittel im Gegensätze zu
den stickstofffreien, welche, da sie vornehmlich zur Unterhaltung
des Athmungsprocesses und, im Uebermaass genossen, zur Fett
bildung dienen, Respirationsmittel heissen. Brot und Bierwürze
enthalten in diesem Anbetrachtc beiderlei Bestandteile, und es
ist notwendig, wenn eine kräftige Ernährung stattfinden soll,
dass stickstofffreie und stickstoffhaltige Nahrungsmittel gemein
schaftlich genossen werden, insofern dieselben allein genossen
sich als dazu nicht ausreichend erwiesen haben.
Von Reproductionsmitteln erhält die Bierwürze einige Be
standteile aus dem Kleber (Mucin, Glutin, Diastas); indess,
wenn dieselbe durch Gährung in Bier übergeht, wird ein Theil
derselben in Form von Hefe aus ihr ausgeschieden und dies in
um so grösserer Menge, je vollständiger das Bier vergohren ist;
es verliert mithin mit dem zunehmenden Vergährungsgrade an
Nährfähigkeit überhaupt und an Reproductionsmitteln insbeson
dere. Diese Betrachtung mag Liebig zu dem Ausspruche ge
bracht haben, dass die Biere nicht nahrhaft seien, indem er
annimmt, dass aus der Würze bei der Gährung aller Kleber in
Form von Hefe ausgeschieden werde, und dass dies in vorzügli
chem Grade von den baierischen Lagerbieren gelte. Allein wir
werden sogleich sehen, dass diese Annahme nicht auf Erfahrung
beruht.
Büchner in München hat in dieser Beziehung eine Unter
suchung des baierischen Biers veranlasst und in 100 Gewichts-
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