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die Brauer abhält, davon mehreren oder offenen Gebrauch zu ma
chen, in der Befürchtung, dem Bierabsatze dadurch zu schaden,
bis endlich die Ansicht des Publicums darüber einen Umschwung
erfahren haben wird. — Es ist aber bei dieser Verwendung gar
nichts zu riskiren, wenn mit der gehörigen Umsicht vorgegangen
wird. Der Gebrauch roher Getreidearten und namentlich jener
der rohen Gerste, welche sehr viel Hülse enthält, kann nur ei
nen einzigen Nachtheil bedingen, wenn sie ohne Vorberei
tung in zu grosser Menge angewendet werden, nämlich den, dem
damit erzeugten Bier einen etwas herben Geschmack von dem
Extractivstoff aus der Hülse zu ertheilen. Dieser Einfluss lässt
sich aber bei Anwendung von durch 12- bis 18stündiges Weichen
im Wasser extrahirten oder zu Mehl (bei Absonderung der Kleie)
vermahlener Getreidearten ganz vollkommen beseitigen, und es
lassen sich dadurch sogar sehr wohlschmeckende und haltbare
Biere erzeugen. Um dabei mit vollkommener Sicherheit vorzuge
hen, kann man das folgende Verfahren einschlagen:
Man lässt nämlich bei dem ersten Gebräu 1 Metzen Ger
stendarrmalz hinweg, und ersetzt dieses mit 3 I 4 Metzen extrahirter
roher Gerste im fein geschrotenen Zustande. Beim zweiten Ge
bräu lässt man 2 Metzen Malz weg, und ersetzt es mit 1 %
Metzen Gerste; beim dritten Gebräu werden 3 Metzen Malz
mit 2 % Metzen, beim vierten Gebräu 4 Metzen Malz mit 3
Metzen Gerste ersetzt u. s. w. Den Geschmack und die Beschaffen
heit des Biers von jedem Gebräu wird man leicht zu beur-
theilen im Stande sein, und auf diese Weise zu jener Gränze
gelangen, wo im Gesehmacke sowohl als in der sonstigen Be
schaffenheit des erzeugten Biers etwa eine merkliche Verände
rung eingetreten ist. Bis dahin darf man mit dem Zusatze
roher präparirter Gerste statt Malz fortschreiten, und ich habe
als solche Gränze vorläufig jenes Verhältniss festgestellt, wobei
die Hälfte der Schüttung dem Gewichte nach durch rohe Gerste
ersetzt, oder gleiche absolute Gewichte von beiden aufgewendet
werden, weil nach diesem Gerste und Malz gleich ausgiebig
sind.
Dem Maasse nach beträgt dies auf eine Maasseinheit Darr
malz *y4 derselben an roher Gerste. Zusatz von etwas rohem
Haferschrot befördert die Auflockerung der Treber und das Ab
ziehen der Würze; etwas abgerahmte Milch leistet dasselbe. Das